Benjamin Coulter

Die Zeit tickt


Biblische Begriffe für die Zeit

Die Stunde Hebräisch zeman Griechisch chronosChronologische Zeit, einen Zeitabschnitt eingeordnet in vielen aufeinander folgende Zeiten.
Die Zeit Hebräisch ʿeth Griechisch kairosVon Gott gegebener (günstiger) Moment, z.B. Der Zeitpunkt an dem Jesus kam, wieder kommt oder das Gericht sein wird.
Ewigkeit Hebräisch ʿolam Griechisch aionSchon immer und oder für immer, andauernd, unvergänglich, die Summe aller Zeit oder ein gesamtes Zeitalter umfassend, Der Zeit übergeordnet.

Alles nur vergängliche Sinnlosigkeiten

Nichtigkeit der Nichtigkeiten! — spricht der Prediger; Nichtigkeit der Nichtigkeiten, alles ist Nichtigkeit! (Pred 1,2)
Im Buch Prediger schaut Salomo auf sein Leben zurück und stellt fest, wie vergänglich alles ist, was er sich erarbeitet hat. Hevel (הֶ֫בֶל) nennt er es. Wörtlich heisst es Hauch und kann auch mit nichtig, sinnlos, wertlos, unbeständig, oder eingebildet übersetzt werden.
Hevel ist ein Hauch und Hevel ist auch geheuchelt.

Kaum ist es da, vergeht es wieder und nichts ist so wichtig, wie es scheint.

Das himmlische Dezimalsystem

Wenn alles was wir erarbeiten sowieso wieder vergeht, weshalb mühen wir uns dann ab? Was hat das Leben für einen Sinn, wenn es keinen bleibenden Wert hat?
Vom jüdischen Lehrer Elyahu Kin hab ich folgenden Vergleich: Wenn wir eine 1 vor eine 0 setzten, bekommt sie das Mehrfache an Wert. Und so hat alles Vergängliche an sich NULL Wert, aber wenn wir dem etwas unvergängliches Ewiges, voranstellten, dann wird dadurch das Ewige, um das Mehrfache wertvoller.
Was ist die Nummer eins, die du vor dein Leben stellen kannst?
Im Mt 19,29 verspricht Jesus seinen Nachfolgern, nicht nur einen 10, sondern 100 fachen Lohn für all ihre Entbehrungen.

Ein tröstender Gott

Ein jegliches hat seine Zeit, […]. (Pred 3,1a)
Im dritten Kapitel zählt der Prediger viele Zeiten auf; sowohl für Gutes wie für Schlechtes, beides ist tröstend.

Es bleibt noch Zeit für unerfüllte Wünsche.„Alles hat seine Zeit“ heisst, dass es eine Zeit gibt, auch für deine Wünsche. Was dir heute vielleicht noch fehlt, hat Gott vielleicht morgen für dich bereit.

Die Zeit des Leidens ist begrenzt.„Alles hat seine Zeit“ heisst aber auch, dass alles eine begrenzte Zeit hat.
Jesus spricht von der grossen Bedrängnis in den letzten Tagen und sagt:
Wenn der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er diese Tage verkürzt (Mk 13,20).
„Alles hat seine Zeit“ ist tröstend, weil noch Zeit bleibt, um unerfüllte Wünsche zu erfüllen und die Zeit von nicht Erwünschtem vergeht.

Ein herausfordernder Gott

alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. (Pred 3,1b)
Damit ist ausdrücklich unsere Welt gemeint, das Irdische, im Gegensatz zum himmlischen.
Das Vorhaben unter dem Himmel ist nicht das Vorhaben Gottes, er steht über dem Himmel. Hier geht es um unser Vorhaben, alles was wir wollen, beabsichtige und tun.

In den Versen 2-8 werden 28 beispielhafte Zeiten genannt. Im hebräischen Grundtext werden alle Zeiten mit einem aktiven Verb benannt (in deutschen Übersetzungen oft mit dem entsprechenden Substantiv). Alle diese Zeiten sind uns gegeben, um aktiv zu werden.
Was tust du mit deiner Zeit, die Gott dir gibt?
Wenn du Gutes tust, mit der Zeit, die Gott dir gibt, dann ehrt das Gott und deshalb hat es bei ihm einen ewigen unvergänglichen Wert. Selbst dann, wenn du hier auf der Welt keinen Erfolg hast oder nur einen kurzfristigen Erfolg, der bald wieder vergeht.

Ein richtender Gott

Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse. (Pred 12,14)
Im letzten Satz vom Prediger heisst es, dass Gott uns richtet. Das klingt für uns oft Negativ, aber nicht richten ist noch viel schlimmer. Das würde heissen, dass wir ihm egal sind.
Rabi David Aaron, ist nach eigenen Angaben bekannt dafür, dass er viel vom liebenden Gott spricht. Ich war etwas überrascht von ihm zu lesen, weshalb Gott in seinen Augen ein liebender Gott ist.
Er erklärt, dass das hebräische Wort für Gott, Elohim unter anderem impliziert, dass Gott ein richtender Gott ist und genau dieses Richten ein starker Ausdruck seiner Liebe ist.
Dass Gott uns richtet, verleiht uns die höchstmögliche Würde. Denn das heisst, dass wir dem aller Höchsten so wichtig sind, dass er sich genaustens für alles interessiert was wir tun.

Die Früchte deiner Arbeit geniessen

Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. (Pred 3,12f)
Immer wieder betont der Prediger, dass wir nichts Besseres tun können, als uns gegenwärtig an den Früchten unserer Arbeit zu freuen. Im sechsten Kapitel klagt Salomo, wie tragisch es ist, dass da Menschen sind, die alles haben, was ihr Herz begehren könnte, und ihnen doch die Macht fehlt, es zu geniessen.
Den Guten Mut zu haben, ist nicht abhängig von unserem Erfolg, es ist eine Gabe Gottes. Was aber von Gott kommt, ist auch für die Ewigkeit (vgl. Pred 3,14)..
So hat Schönheit, Freude, Dankbarkeit und ganz einfach alles, was unsere Beziehung zu Gott stärkt Ewigkeitswert.
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