Benjamin Coulter

Ein würdiges Abendmahl


Das Evangelium erleben

Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. (Joh 6,34f)

Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. (Lk 22,19)
Als ich mit 16 das erste Mal in einer kleinen Gruppe das Abendmahl einnahm, ging für mich eine ganz neue geistliche Dimension auf. Sehr spontan kauften wir ein Brot und eine Flasche Wein. Die nächste Stunde verbrachten wir im Kreis betend und essend. Zum ersten Mal in meinem Leben erlebte ich das Abendmahl als Mahlzeit, das mich auch sättigte. Dabei sprachen wir mit Jesus als würde er mit uns am Tisch sitzen.
Jesus nahm die wichtigste, alltägliche, gemeinschaftliche Tätigkeit: Das Essen. Und legte sich selbst hinein.
Jesus will Teil sein von unserer alltäglichen Gemeinschaft.
Jesus will derjenige sein, der unseren Hunger (nach Liebe, Annahme und dem Übernatürlichen) sättigt.
Jesus macht das Essen selbst zum ganzheitlichen Gebet.
Jesus ist der Leib, den wir gemeinsam empfangen und umgekehrt sind wir gemeinsam den Leib von Jesus (Siehe nächstes Kapitel 1 Kor 12).
Zur Opferung bei den Israeliten gehörte eine gemeinsame Mahlzeit, an dem sie Teile der geopferten Tiere assen, bei Jesus gehört zu jeder gemeinsamen Mahlzeit, dass wir an sein Opfer für uns denken.

Das Heilswerk Jesu erkennen

Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. (1 Kor 11,26)
Das Abendmahl ist nicht nur ein Gebet an dem auch Geruch-, Tast- und Geschmacksinn mittbeteiligt sind, es ist auch eine Proklamation des Evangeliums.
Das Heilswerk von Jesus kann in folgende Teile aufgegliedert werden:
Eintritt: Jesus ist als Mensch in unsere Welt gekommen.
Berechtigung: Jesus bleibt vollkommen ohne Schuld und muss selbst nicht gesühnt werden.
Preis: Statteten gibt er sein Leben als Sühneopfer für unsere Schuld.
Sieg: Aber der Tod kann ihn nicht halten, er ist auferstanden.
Verwirklichung:
 Als Gemeinde bereiten wir uns und die Welt auf die Wiederkunft von Jesus vor.
Vollendung: Jesus lebt ewig und wenn er in uns lebt, leben auch wir in Ewigkeit.
Das Abendmahl ist Teil der Verwirklichung, der Wein verkündigt den Preis und den Sieg von Jesus und das Brot verkündigt die Vollendung vom ewigen Leben.

Streit um das Abendmahl

Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht das Abendmahl des Herrn. Denn ein jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg und der eine ist hungrig, der andere ist betrunken. (1 Kor 11,20f)
Ich wurde schon oft gefragt, wieso wir in der Kirche meistens keine ganz Mahlzeit einnehmen, wie es Jesus mit seinen Jüngern tat.
Ist das, was wir machen wirklich das Abendmahl des Herrn?
Ich erlebe, dass dies bezweifelt wird.
Entweder ist es für jemand zu formell oder für jemand anders zu frei; zu gewohnt oder zu ungewohnt; zu leise oder zu laut; zu fröhlich oder zu traurig; zu steif oder zu leichtfertig. Ich höre immer wieder, dass man beim Abendmahl gewisse Menschen ausschliessen müsste und umgekehrt das man gerade beim Abendmahl definitiv niemand Ausschließen darf. Auch höre ich oft, dass wir beim Abendmahl zu wenig oder eben zu oft ermahnen, dass wir das Mahl nicht unwürdig einnehmen sollen.
Ich glaube, dass das Abendmahl besonders wichtig ist und wir deshalb auch Kritik am Abendmahl besonders ernst nehmen sollen. Umgekehrt ist aber auch wichtig gerade dann, wenn uns etwas am Abendmahl stört, selbstkritisch zu hinterfragen, ob es uns dabei um die Botschaft des Abendmahls geht oder um eigene Vorlieben. Denn genau in dem Punkt haben sich die Korinther verirrt, sodass Paulus intervenieren musste.
Sie haben ihr eigenes Essen mitgebracht – die einen sehr viel – haben sich während des Gottesdienstes den Mund vollgestopft und grosszügig Wein getrunken. Schliesslich ist das ja die christliche Art zu sagen, dass man zu Jesus gehört. Andere hatten nur wenig oder gar nichts zu essen, weil sie arm waren. Anstatt, dass man ihnen geholfen hätte, hat man sie dafür noch belächelt – blossgestellt.
So konnte sich niemand mehr auf Gott konzentrieren, die einen nicht, weil sie besoffen waren, die andern nicht, weil sie Mangel litten.
Was die Korinther hier lebten, war Formal dem ursprünglichen Abendessen von Jesus mit seinen Jüngern zwar ähnlich aber was sie damit zum Ausdruck brachten war fast genau das Gegenteil von dem, was das Abendmahl sein soll.

Das Abendmahl würdig einnehmen

Wer nun unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch. (1 Kor 11,27f)
Der Mensch soll sich selbst prüfen, und nicht ob andere würdig seinen das Abendmahl einzunehmen. Jesus hat das Abendmahl auch an Judas ausgeteilt, der in dann umgehend veralten hat. So wollen auch wir niemand ausschliessen.
Aber was heisst es, uns selbst zu prüfen?
Ob wir genug gute Christen sind, um würdig zu sein das Abendmahl einzunehmen? Nein bestimmt nicht, denn das Abendmahl ist uns ja gerade deshalb gegeben, weil wir nicht gut genug sind.
Niemand ist unwürdig das Abendmahl einzunehmen.
Die Frage ist ob du das Abendmahl unwürdig isst.
Weder die Form oder Liturgie noch unseren Zustand, sondern unsere Botschaft mit dem Abendmahl entscheidet, ob es ein würdiges Abendmahl ist.
Wenn du das Brot isst und den Wein trinkst, und damit etwas anderes bekennst als das Heilswerk von Jesus, dann bist du nicht unwürdig, aber dann machst du dich schuldig, weil du unwürdig mit dem Abendmahl umgehst.
Die Botschaft der Korinther war:
«Ich hab mehr zu essen als du und bin deshalb ein besserer Christ als du».
Das ist eine sehr unwürdige Botschaft.
Wenn du aber das Heilswerk von Jesus auf diese Art bezeugen willst, hier zusammen mit deinen Glaubensgeschwistern, dann wird das Abendmahl für dich, ja für uns alle zum stärkst möglichen Gebet.

Amen
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