Benjamin Coulter

Geld


Ist Geld ein Gott?

Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. (Mt 6,24)
Mammon ist der Geist des Geldes. Jesus erklärt in der Bergpredigt, dass dieser in Konkurrenz steht mit Gott. Wir können Gott oder dem Mammon dienen, beides geht nicht.
Geld ist ein gutes Werkzeug, welches uns dienen soll, aber wenn wir dem Mammon dienen, kommt es nicht gut, es ist ein lausiger Gott: ein Lügner, ein Betrüger und Tyrann. Mammon verspricht uns Sicherheit und Wohlstand, aber es ist überhaupt nicht sicher und generiert überhaupt keinen Wohlstand. Wenn es den Wohlstand, den wir uns mit Geld kaufen können, nicht bereits gäbe, könnten wir mit Geld im besten Fall ein Feuer machen, um uns die Hände zu wärmen.

Ich bin geprägt von meinen Grosseltern.Der Vater meines Vaters war reich, hatte einen gut bezahlten Job, eine grosse Ranch und zahlreiche, sehr teure, preisgekrönte Pferde. Seine Ranch war in Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens und ist heute völlig überbaut. Meine Familie würde mehr als 80'000 m² wertvolles Bauland besitzen, aber nichts davon ist übriggeblieben. Medizinische Kosten meiner Grosseltern verschlangen jeden Cent, den sie hatten.
Jesus sagt, dass wir unsere Schätze nicht auf Erden ansammeln sollen, wo wir sie durch Motten, Rost oder Diebe verlieren, sondern im Himmel, wo wir sie nicht mehr verlieren können (Mt 6,19-21).
Die Eltern meiner Mutter prägten mich ebenso. Sie hatten kein Geld aber 9 Kinder. Für sie gaben sie, was sie hatten, und das war Arbeit, ganz viel Arbeit. Dadurch konnten sie nicht nur ihre Kinder versorgen, sie wurden auch noch richtig wohlhabend, und zwar viel umfassender als nur mit einer grossen Zahl auf dem Bankkonto.
So lernte ich von klein auf, dass ich mich nicht auf Geld verlassen kann, sah aber grossen Segen in harter Arbeit. Deshalb wurde ich Zimmermann. Ich interessierte mich nicht dafür, wie viel ich verdiene, wichtig war mir die Arbeitssicherheit. Habe ich etwas, selbst wenn die ganze Wirtschaft zusammenbricht? Ja!
Die WirtschaftsWoche (https://www.wiwo.de) schreibt:

Im Mai 1923 kostet in Berlin ein Kilo Brot 474 Mark. Zwei Monate später ist der Preis auf 2200 Mark gestiegen, Anfang Oktober sind es 14 Millionen. Noch einmal vier Wochen später kostet der Brotlaib 5,6 Milliarden Mark.

Ich bin mir sicher, selbst bei einer solchen Hyperinflation würde ich immer noch jemand finden, der mich mit Lebensmittel versorgt, wenn ich ihm dafür ein Dach bieten kann. Darauf hab ich mich verlassen.
Aber dann wurde ich krank und lernte auf die harte Tour, dass ich mich auch nicht auf meine Arbeitsfähigkeit verlassen kann.
Aufgrund meiner Geschichte kann ich mich nicht aufs Geld verlassen und würde mich gerne auf meine Arbeit verlassen, kann das aber auch nicht.
Ich verlasse mich auf Gott. Das kann ich.

Braucht Gott mein Geld?

Denn mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der Herr Zebaoth. (Hag 2,8)
Geld ist etwas, womit wir arbeiten können. Gott hat das nicht nötig. Er hat Himmel und Erde gemacht, und wenn er wollte, könnte er sich einen weiteren Planeten machen aus purem Gold. Ob er daran Freude hätte, weiss ich nicht. Aber ich weiss, dass es ihn freut, wenn wir mit dem was wir haben etwas für ihn tun.

Der Zehnte, aber von was?

Wir wollen den ersten Teil von unserm Brotteig und unsere Abgaben und Früchte von allen Bäumen, von Wein und Öl für die Priester in die Kammern am Hause unseres Gottes bringen und den Zehnten unseres Landes für die Leviten; die sollen den Zehnten einnehmen aus allen unsern Orten mit Ackerland. (Neh 10,38)
Ich wurde gelehrt, dass der Zehnte in die Kirche gehört, und zwar in diejenige, die man am Sonntagmorgen besucht. Wenn man noch andere Projekte unterstützen möchte sei das super, aber dann sei dies eine zusätzliche freiwillige Gabe.
Menschen, die ich mir gerne zum Vorbild nehme, halten das so.
Aber ich habe Fragen:
Um welchen Zehnten geht es hier? In der Bibel gibt es viele.
Und hat die Kirche wirklich Anspruch darauf?
Ist es der Zehnte von Abraham? Er hat 10% seiner Kriegsbeute dem Priester Melchisedek gegeben. Aber ich habe keine Kriegsbeute.
Ist es der Zehnte von Jakob? Er baute einen Altar und versprach, dass er 10% von allem, was Gott ihm gibt, zurückgibt. Das heisst, er hat es auf dem Brandopfer Altar zur Ehre Gottes verbrannt. Das machen wir ja nicht mit dem Zehnten, oder?
Ist es der Zehnte für die Leviten? Gott hat dem Volk Israel das Land Kanaan versprochen. Als sie dort einzogen, wurde das Land auf 11 der 12 Stämme aufgeteilt. Nur der Stamm Levi bekam kein Land, obwohl es ihnen genauso versprochen war wie den andern. Sie bekamen kein Land, weil Gott sie alle für den Gottesdienst eingesetzt hat. Dafür wurden sie mit 10% vom landwirtschaftlichen Ertrag versorgt. Ist das der Zehnte, den wir heute in die Gemeinde bringen sollen, also Früchte, Getreide und Tiere? Die Israeliten durften übrigens ihren Zehnten auch mit Geld zurückkaufen, mussten dann aber den fünften Teil drauflegen (3 Mo 30-32). Heisst das, wir können entweder 10% aus unserem Kühlschrank oder 12 % aus unserem Portemonnaie in die Gemeinde bringen? Und wer bekommt es dann? Wir Pastoren? Vielleicht, aber ich bin kein Levit und ich habe auch keinen Anspruch auf Land, welches von euch bewirtschaftet wird.
Aber vielleicht geht es ja um den Zehnten für die Wallfahrt. Die Israeliten wurden angewiesen, jährlich nach Jerusalem zu pilgern, für einen grossen Festgottesdienst. Dafür mussten sie den Zehnten mitnehmen für ein Festessen, von dem sie selber assen (5 Mo 14,22–26). Heisst das, wir sollen den Zehnten in die Gemeinde bringen für uns selbst, damit wir grosse Feste halten? Das würde mir noch gefallen.
Laut dem Talmud (der wichtigste jüdische Kommentar zur Bibel) ist das der zweite Zehnte, nachdem die Leviten ihren Zehnten bekommen haben.
Aber es gibt auch noch den dritten Zehnten für die Armen. Jedoch nur alle drei Jahre. Dieser war für örtliche Leviten, Ausländer, Waisen und Witwen bestimmt (5 Mo 26,12).

Alle drei Zehnten zusammengezählt ergaben ca. 22% vom gesamten landwirtschaftlichen Ertrag. Dazu kamen die Erstlingsgaben, Schuldopfer, Dankopfer, freiwillige Gaben usw. Aber das wurde nur von den Landwirten gebracht, richtig? Ja schon, aber es gab ja auch nur Landwirte und Leviten. Hat das etwas mit uns zu tun?

Gesetz oder Gnade

Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. (Joh 1,16f vgl. Röm 6,14)
Die drei Zehnten sind Teil vom Gesetz Mose und dem damaligen politischen System.
Durch Jesus stehen wir nicht unter dem Gesetz, sondern in der Gnade. Jesus sagte, dass er das Gesetz nicht auflöst, sondern [für uns] erfüllt (Mt 5,17).
Unter dem Gesetz gibt es 365 Verbote und 248 Gebote, die wir erfüllen müssten, um zu Gott kommen zu dürfen. In der Gnade dürfen wir zu Gott kommen, weil Jesus alles für uns erfüllt hat. Es ist ein entscheidender Unterschied, ob wir etwas geben, damit wir zu Gott gehören [Gesetz] oder weil wir zu Gott gehören [Gnade]. Ob wir etwas geben aus Pflicht [Gesetz] oder Dankbarkeit [Gnade], damit wir etwas bekommen [Gesetz] oder weil wir etwas bekommen haben [Gnade].
Wenn du etwas von Gott empfängst das du für Gott einsetzen kannst, ist das nicht Gesetz, es ist Gnade. Es ist Freude, kein Zwang.

Frei von Zwang

Ein jeder [gebe], wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. (2 Kor 9,7)
Jesus spricht viel von Geld aber vom Zehnten nur dann, wenn er falsche Frömmigkeit kritisiert (Mt 23,23; Lk 11,42). Er beobachtete eine Witwe die einen Pfennig in den Opferstock warf und bemerkte, dass sie mehr gegeben hat als alle andern; nicht weil sie viel gab, sondern weil sie alles gab, was sie hatte (Mk 12,41-44).
Jesus interessiert sich nicht für dein Geld, er interessiert sich für dein Herz.
Für Jesus kommt es nicht drauf an, wie viel du gibst. (Er kann mit fünf Broten und zwei Fischen 5’000 Menschen ernähren). Entscheidend für Jesus ist, wie du gibst. Jesus freut sich an allem, was du von Herzen gibst, weil du es willst, dich freust, dass du es geben kannst und eben nicht aus Pflichtgefühl.

Ein freudiger Geber

Ein sehr schönes Beispiel dafür ist David. Er wollte für Gott einen Tempel bauen, durfte aber nicht. So machte er alles, was er konnte, um den Bau vorzubereiten und sammelte viele Güter. Das ganze Volk machte es ihm nach und brachte wertvolle Materialien.
Und das Volk war fröhlich, dass sie so willig waren; denn sie gaben’s dem HERRN freiwillig von ganzem Herzen. Auch der König David war hocherfreut, und er lobte den HERRN vor der ganzen Gemeinde und sprach: Gelobt seist du, HERR, Gott Israels, unseres Vaters, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Dein, HERR, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. […] Denn was bin ich? Was ist mein Volk, dass wir freiwillig so viel zu geben vermochten? Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir’s gegeben. (1 Chr 29,9-11.14)
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