Benjamin Coulter

Ausgerüstet zweiter Teil


Er [Gott] zieht Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzt den Helm des Heils auf sein Haupt und zieht an das Gewand der Rache und kleidet sich mit Eifer wie mit einem Mantel. (Jes 59,17)

Wir haben jeden Teil der Rüstung nötig

Waffenrüstung gr. «πανοπλία» (panoplia) ist aus den beiden Wörtern «πᾶς» (pas) = „das Gesamte“ und «ὅπλον» (hoplon) = „Gerätschaft“ zusammengesetzt. Die gesamte Gerätschaft könnte in einem anderen Zusammenhang z.B. auch eine vollständige Werkzeugkiste bezeichnen. Ein Handwerker kann ziemlich aufgeschmissen sein, wenn etwas in seiner Werkzeugkiste fehlt, und so werden auch wir früher oder später zum geistlichen Stillstand kommen, wenn wir nicht die ganze Waffenrüstung tragen.

Es ist die Waffenrüstung Gottes

Der Prophet Jesaja beschreibt im Kapitel 59, wie Gott selbst den Brustpanzer der Gerechtigkeit, den Helm des Heils und das Gewand der Rache anzieht (Jes 59,17).

Gott greift ein, weil wir Menschen die Wahrheit verloren haben (Jes 59,3.13.14f) und auf Unheil zurennen (Jes 59,7). Er rettet uns vom Bösen und schliesst einen Bund, dass sein Geist auf uns kommt und wir seine wahren Worte im Mund haben (Jes 59,21).

Die Waffenrüstung von Wahrheit, Gerechtigkeit, Evangelium, Heil und dem Wort Gottes ist also nicht nur etwas, das Gott uns gibt. Es ist die gleiche Waffenrüstung, die Gott selbst trägt.

Nur das Gewand der Rache ist Gott vorbehalten. Unmissverständlich sagt Gott: „Die Rache ist mein“ (5 Mo 32,35; Röm 12,19; Hebr 10,30). Die Last und Verantwortung der Rache legt uns Gott nicht auf.

Schild des Glaubens

Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1 John 5,4)

Der jüdische Rabbi Manis Friedman erklärt Glauben folgendermassen:
(Youtube Video mit Rabbi Manis Friedman - englisch)

Dieses starke Zeugnis möchte ich nur noch damit ergänzen, dass der Glaube nicht nur unsere letzte, sondern auch unsere erste Ressource ist. Erst durch den Glauben an Gott gehören wir zu Gott (vgl. Joh 1,12; Gal 3,26). Als Bild für den Glauben nennt Paulus den Schild. Mir fällt auf, dass der Schild der einzige Teil der Rüstung ist, der nicht nur uns selbst schützt, sondern auch die Menschen um uns herum.


Die römischen Soldaten kannten eine spezielle Formation namens „Testudo“, das heisst Schildkröte. Dabei formten sie mit den einzelnen Schildern einen gemeinsamen Schutzschild um die ganze Truppe herum. Wir kennen das vielleicht aus den Asterix und Obelix Comics.

Glauben ist keine Privatangelegenheit. Glauben stärkt sich gegenseitig, und gemeinsamer Glaube ist mehr als einzelner Glaube. Wenn es dir schwerfällt zu glauben, dann suche die Nähe zu Menschen, die glauben. Mit dem Schild können wir die feurigen Pfeile des Teufels abwehren. Wie ich in der letzten Predigt ausgeführt habe, ist es dem Teufel nicht genug, uns zu verletzen, er will uns dazu bringen, selbst böse zu werden und andere zu verletzen. Im Bild gesprochen: Der Teufel will, dass wir brennen, sodass andere an uns Feuer fangen, und ein Lauffeuer entsteht, damit am Ende nicht nur wir, sondern auch alle um uns herum zugrunde gehen.

Helm des Heils

Der Herr ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil. Das ist mein Gott, ich will ihn preisen, er ist meines Vaters Gott, ich will ihn erheben. Der Herr ist der rechte Kriegsmann, Herr [JHWH] ist sein Name. (2 Mo 15,2f)

Heil gr. σωτήριον (soterion) heisst auch: erlösen, retten, bewahren, befreien, sowie ganzheitliche Gesundheit oder Seligkeit.

Unser Heil ist, dass Jesus uns vom Feuer der Sünde befreit, sodass wir jetzt einander nicht zerstören müssen und in Ewigkeit vom Höllenfeuer bewahrt werden.

Als Bild für das Heil nennt Paulus den Helm.

Wenn Paulus an anderen Stellen vom Kopf spricht, dann meint er meistens Jesus als Haupt der Gemeinde und mit einer Ausnahme im Römerbrief geht es immer um Autorität. Den Kopf zu bedecken bedeutete für die Hebräer sich selbst zurück-zunehmen, um eine andere Autorität zu würdigen (vgl. 1 Mo 24,65; 2 Mo 34,29-35).

Sich so einer Autorität zu unterstellen ist ganz anders, als einer Autorität unterworfen zu werden. Das wäre eine Fussfessel. Wir unterstellen uns der Autorität von Jesus, weil seine Autorität heil ist: sie uns rettet, befreit, heilt und vor Übel bewahrt.

Schwert des Geistes

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. (Heb 4,12)

Das Schwert des Geistes ist die einzige Waffe in unserer Waffenrüstung.

Als Jesus in der Wüste vom Teufel versucht wurde, antwortete Jesus jedes Mal mit einer Bibelstelle, sodass der Teufel ihm nichts anhaben konnte und sich zurückzog (Lk 4,13). Und genauso machtlos ist der Teufel uns gegenüber, wenn wir ihm Gottes Wort entgegenhalten. Deshalb ist es enorm wichtig, dass wir die Bibel gut kennen und nicht nur unsere Lieblingsverse herauspicken.

Wenn du die Bibel noch nicht gut kennst, dann beginn mit den Evangelien am Anfang des Neuen Testaments. Wenn du die Bibel schon besser kennst, dann lies sie von vorne nach hinten durch. Dabei musst du nicht alles lesen. Namenslisten, Stamm-bäume, detaillierte Beschreibungen von Gegenständen, Vermögensverzeichnisse oder ähnliche Auflistungen darfst du gerne überspringen. Die werden dir lange nichts sagen. Aber ich verspreche dir, wenn du die Bibel einige Male durchgelesen hast und beginnst, grosse Zusammenhänge zu studieren, werden gerade diese Auflistungen plötzlich sehr interessant.

Aber was ist, wenn du keine Lust hast, in der Bibel zu lesen? Die Bibel einfach nur aus Pflichtgefühl zu lesen, wird deiner Beziehung zu Gott wahrscheinlich mehr schaden als helfen. Dann lege sie lieber zur Seite. Aber dann frage ich dich: Worauf hast du weniger Lust: Diszipliniert die Bibel zu lesen, oder vom Teufel herumgeschubst zu werden?

Das meine ich wirklich ernst, es ist gefährlich, Christ zu sein und die Bibel nicht zu kennen. Es genügt aber auch nicht zu wissen, was alles in der Bibel steht.

Ein Schwert ist gefährlich und auch gut gemeinte Bibelzitate im falschen Moment können verletzen.

Achte auf die genaue Formulierung von Paulus:

Es ist der Heilige Geist, der uns die Worte Gottes in den Mund legt (Jes 59,21), nicht unser Verstand. Jesus verspricht uns, dass der Heilige Geist durch uns sprechen wird, wenn wir in Bedrängnis sind (Mk 13,11), und dass der Geist uns lehren und an seine Worte erinnern wird (Joh 14,26).

Wenn wir uns nur auf die Bibel verlassen, ohne den Heiligen Geist zu haben, werden wir damit mehr Schaden anrichten als Gutes tun. Wenn wir uns nur auf den Heiligen Geist verlassen, ohne die Bibel zu kennen, haben wir nichts, woran uns der Heilige Geist erinnern könnte und der Teufel kann uns leicht in die Irre führen.

Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. (Mt 26,41)

Der eigentliche geistliche Kampf geschieht im Gebet.

Gleich nachdem Paulus uns auffordert, die ganze Waffenrüstung zu tragen, bittet er um Gebet. Wir können jederzeit und in jedem Zustand beten. Aber Paulus weiss, wie viel stärker unser Gebet ist, wenn wir von Wahrheit umgeben, gerechtfertigt vor Gott, in Bereitschaft das Evangelium zu verbreiten, mit festem Glauben an Jesus, unter seinem Heil, geleitet durch den Heiligen Geist und mit den Worten Gottes im Mund, beten.

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