Benjamin Coulter

Liebe mit Hand und Fuss


Liebe ist einfach zu verstehen

Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott (Heb 13,16)
Liebe heisst, Gutes zu wollen. Liebe ist sehr vielseitig. Es gibt erotische Liebe, natürliche Zuneigung, erzieherische Liebe – die uns weniger angenehm ist – und bei Jesus gibt es sogar Feindesliebe. Darüber lässt sich viel Interessantes sagen, und es gibt vieles, das wir nicht verstehen, aber im Grunde ist Liebe sehr einfach zu verstehen. Wenn du Gutes willst, ist es Liebe. Wenn du Böses willst, ist es Hass.

Gott weis was gut ist

Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.
Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. (1 Mo 2,16f.3,4f)
Schwierig wird es mit der Liebe erst dann, wenn wir uns nicht einig sind, was gut ist. Die erste Sünde ist, dass der Mensch selbst entscheiden wollte (oder will), was gut und was böse ist, anstatt darauf zu vertrauen, dass alles, was Gott für uns hat, gut ist. Wir tun einander Unrecht, wenn wir Gott spielen und füreinander entscheiden wollen, was gut und was schlecht ist. Aber wir nennen es Liebe, weil es in unseren Augen ja gut ist. Dieser Widerspruch in sich selbst ist nicht gut und zerstört Leben. Dagegen ist alles, was von Gott kommt, gut.
Gott gab uns die 10 Gebote (2. Mose 20,1-17), weil es gut (für uns) ist, wenn wir nur ihn als Gott haben, den Sabbat halten, einander nicht berauben, nicht töten, nicht neidisch sind, usw. Gott gab seinen Sohn für uns hin, weil es gut ist, wenn unsere Vergehen vergeben und gesühnt werden (Joh 3,16). Und Jesus sendet uns in die ganze Welt (Apg 1,8), um davon zu erzählen, weil es für alle gut ist, Jesus kennenzulernen.

Der egoistische Irrtum

Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. (Phil 2,3f)
In der Oberstufe hatte ich eine Lehrerin, die uns beibringen wollte, dass Egoismus etwas Gutes sei, und dass wir egoistischer werden sollten.
Ich wusste, dass sie insofern recht hatte, dass Menschen sich selbst zu wenig lieben. Doch spürte ich, dass mit der Aussage irgendetwas nicht stimmen kann. Der Irrtum steckt im Verständnis vom Guten. Egoismus geht davon aus, dass es Dinge gibt, die gut für einem selbst sind und Dinge, die gut für andere sind. Egoistisch ist, wer die Dinge bevorzugt, die gut sind für sich selbst. Aber bei Gott ist nur das gut, was für alle gut ist. Hier gibt es keinen Individualismus. Etwas, das nur für eine Person gut ist, ist schlicht und einfach schlecht. Und wenn es jemand will, ist es keine Liebe. Denn Liebe heisst, das Gute zu wollen. Deshalb ist Egoismus nicht nur für andere unangenehm, es verunmöglicht auch, sich selbst zu lieben. Das Gleiche gilt für uns als Gemeinde: Wenn wir nur auf unser eigenes Wohl bedacht sind, verlieren wir nicht nur die Liebe für die Welt, sondern auch füreinander.

Liebe hat Hände und Füsse

Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm? Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit. (1 Joh 3,17f) Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist’s Sünde. (Jak 4,17)
Liebe ist kein Gefühl; Liebe kann Gefühle auslösen, aber daran misst sie sich nicht. Liebe ist der Wille, Gutes zu tun, mit unseren Händen, mit unseren Füssen, mit allem Guten, das wir haben. Unter anderem braucht Gott Menschen, um uns zu zeigen, was gut ist. Lass dich davon inspirieren, aber kein Mensch, kein Leiter, kein Missionar, kein Pastor hat das Recht (für dich) zu entscheiden, was gut ist. Das entscheidet alleine Gott. Wenn jemand liebt und von Gutem weiss, zu dem er aber nicht fähig ist, kann er daran verzweifeln. Aber das müssen wir nicht. Wenn wir uns von Gott leiten lassen, und von ihm sagen lassen, was gut ist, wird er uns gute Dinge zeigen, die wir tun können. Dann, und nur dann, entfaltet sich die Liebe.

Liebe und Gerechtigkeit

Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. (Mt 22,37-40)
Immer wieder höre ich, dass es wichtig sei, nicht nur von der Liebe zu sprechen. Gerechtigkeit ist auch wichtig und die beiden Themen sollten etwa im Gleichgewicht behandelt werden.
Gerechtigkeit ist sehr wichtig, das stimmt. Doch wenn jemand in Gerechtigkeit und Liebe Gegensätze sieht, die im Gleich- oder Ungleichgewicht sein können, hat er entweder nicht verstanden, was Liebe ist, oder er glaubt nicht, dass Gerechtigkeit gut ist.
Ganzheitliche Gerechtigkeit, die von Gott kommt, ist gut. Deshalb heisst Liebe auch immer, ganzheitliche Gerechtigkeit zu wollen.
Umgekehrt ist das auch wahr: Wer Gottes Gerechtigkeit will, liebt – und handelt entsprechend.
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