Benjamin Coulter

Man kann Gott nicht, nicht ehren

Der Retter kommt

Dankt dem Herrn, denn er ist gut zu uns, seine Liebe hört niemals auf! Das Volk Israel soll rufen: »Seine Liebe hört niemals auf!« Die Priester sollen rufen: »Seine Liebe hört niemals auf!« Alle, die den HERRN verehren, sollen rufen: »Seine Liebe hört niemals auf!« Als ich von allen Seiten bedrängt war, schrie ich zum HERRN um Hilfe. Er erhörte mich und machte mich frei. Der HERR steht mir bei; nun fürchte ich nichts mehr. Was könnte ein Mensch mir schon tun? […] Diesen Tag hat der HERR zum Festtag gemacht. Heute wollen wir uns freuen und jubeln! Hilf uns doch, HERR! Gib uns Glück und Gelingen! »Heil dem, der im Auftrag des HERRN kommt! Den Segen des HERRN sprechen wir euch zu, hier, von seinem Tempel aus.« Der HERR allein ist Gott, er blickt uns freundlich an. »Nehmt Zweige! Schließt euch zusammen zum festlichen Reigen bis dicht an die Hörner des Altars!« Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen! Dankt dem Herrn, denn er ist gut zu uns, seine Liebe hört niemals auf! (GNB: Ps 118,1-6.24-29)

Im Psalm 118 geht es darum, dass der Retter kommt, dann werden alle tanzen und singen und zu seiner Ehre mit Zweigen schwingen. Genau das geschah am Palmsonntag.
Als Jesus nach Jerusalem kam, freuten sich alle, die auf ihn hofften, mit Gesang, Tanz und dem Schwingen von Zweigen. Sie breiteten ihre Kleider für ihn aus; heute würden wir den roten Teppich ausrollen. Doch der Jubel der Menschen war einigen Theologen ein Dorn im Auge. Sie forderten Jesus auf, seine Nachfolger davon abzuhalten.
Doch Jesus erwiderte: „Wenn diese schweigen, dann werden die Steine schreien.“

Die Steine loben Gott

Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen. (Jes 55,12)

Die Natur lobt Gott: Gemäss Jesaja 55,12 klatschen die Bäume, und die Berge jauchzen zur Ehre Gottes. Sonne, Mond und Sterne loben Gott zusammen mit den Engeln (Ps 148,2f). Das Meer und das Wetter toben, um Gottes Grösse zu verkünden (Ps 148,7f).
Jesus hat unser Lob nicht nötig. Bereits alle Engel und die gesamte Natur preisen ihn ununterbrochen. Aber für uns ist es wichtig, Gott zu loben, denn wenn wir uns nicht an ihm erfreuen können, geht es uns nicht gut.

Gott gehört alle Ehre, unser Anteil ist die Freude

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! (Phil 4,4)

Als Teenager hörte ich eine Predigt, die mich mein Leben lang begleitete. Die Botschaft war einfach: Gott gehört alle Ehre, dann bekommen wir alle Freude.
Ein sicherer Weg zur Freudlosigkeit ist es, wenn wir miteinander um Ehre streiten, wer besser ist, wer es besser verstanden hat, wer fähiger ist, wer recht hat. Ein sicherer Weg zur Freude ist, wenn wir Gott alle Ehre geben.
Aber Gott erhält auch alle Ehre, wenn wir sie ihm nicht geben, egal was wir tun.
Wenn du Gutes tust, um Gott zu ehren, wird sich der ganze Himmel mit dir freuen. Wenn du Gutes tust, um zu beweisen, wie gut du bist, wird Gott dich spüren lassen, wie mangelhaft du bist, und der ganze Himmel wird Gott dafür ehren, dass er sich nicht auf dein Niveau herablässt. Wenn du Böses tust und es nicht bereust, wird Gott dich strafen, und der ganze Himmel wird Gott dafür ehren, dass er gerecht ist. Wenn du Böses tust und Gottes Vergebung annimmst, wird der ganze Himmel Gott dafür ehren, dass er gnädig ist.
Deine besten und schlimmsten Taten mehren beide die Ehre Gottes. Der einzige Unterschied liegt darin, ob du dich mit dem Himmel darüber freuen kannst.

Zuhause ist, wo deine Freude ist

Seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN, sie ist eure Bergfestung!
 (ELB: Neh 8,10)

Bergfestung oder Stärke, wie Luther es übersetzt, bedeutet Ort der Sicherheit, wo du geschützt bist und dich geborgen fühlst.
Wenn du dich an Gott freust, dann bist du bei ihm zu Hause.
Es gibt Christen, denen jede Form der Freude recht ist, Christen, die im Grunde die Freude anbeten und nicht Gott. Das ist Götzendienst.
Aber umgekehrt, wenn du dich nicht an Gott erfreuen kannst, dann frage ich dich, welchem anderen Götzen du dienst.
Verstehe mich nicht falsch. Mit 20 hatte ich eine Erschöpfungsdepression. Ich mache niemandem Vorwürfe, der sich nicht freuen kann, aber richtig wütend werde ich, wenn jemand meint, Freudlosigkeit sei eine besondere Form von Geistlichkeit. Ich weiss, was Freudlosigkeit bedeutet. Es ist die Hölle. So etwas göttlich zu nennen, ist Blasphemie.

Der Heilige Geist hilft uns

Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. (Rom 8,26)

Irgendwann verstand ich, dass Lobpreis für Gott der einzige Weg aus meiner Depression heraus ist. Aber ich konnte es nicht. Also betete ich dafür, dass der Heilige Geist dies durch mich tut – und tatsächlich – ich erlebte, wie ich Loblieder sang. Dabei fühlte ich mich völlig passiv und emotionslos; als würde ich mir selbst zuhören. Das war der Anfang vom Ende meiner Depression.
So darf ich euch zusprechen, mit den Worten von Jesaja:

Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden, zu schaffen den Trauernden zu Zion, dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden»Bäume der Gerechtigkeit«,»Pflanzung des Herrn«, ihm zum Preise. (Jes 61,1-3)

Fasten und Beten

Ich ließ dort am Fluss bei Ahawa ein Fasten ausrufen, damit wir uns vor unserm Gott demütigten. (Esra 8,21)
Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. (Joh 3,30)
Es ist mein tiefster Wunsch, mit ihm verbunden zu sein. Darum will ich nichts mehr wissen von jener Gerechtigkeit, die sich auf das Gesetz gründet und die ich mir durch eigene Leistungen erwerbe. Vielmehr geht es mir um die Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben an Christus geschenkt wird – die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und deren Grundlage der Glaube ist. (NGÜ: Phil 3,9)

Als ich Gott fragte, worüber ich predigen solle, wusste ich, dass ich über Freude und Fasten sprechen würde. Aber ich wusste noch nicht, wie das zusammenpasst.
Nun glaube ich, die Aussage, dass unsere Freude am Herrn unsere schützende Stärke ist, stimmt auch umgekehrt. Wenn Gott unsere Stärke ist, haben wir Freude am Herrn.
Das Fasten schwächt uns, wir kommen schneller ausser Atem, werden langsamer, auch im Denken, all unsere Stärken treten in den Hintergrund. Johannes der Täufer sagt, dass Jesus zunehmen, er aber abnehmen muss. Ich glaube nicht, dass er hier direkt vom Fasten spricht, indirekt aber schon. Beim Fasten geht es darum, dass wir uns nicht auf unsere Stärken verlassen, sondern auf die Stärke Gottes.
Im Philipperbrief wird Paulus darüber sehr deutlich: Seine früheren Anstrengungen, ein fehlerloses Leben zu führen, erachtet er jetzt als Dreck (Phil 3,8). Er will nur noch mit Gott verbunden sein, und das kann er nicht aus eigener Gerechtigkeit, sondern nur durch die Gerechtigkeit, die uns durch Gnade geschenkt wird.
Wenn wir Philipper 3,9 mit Arroganz lesen und denken, dass uns unsere Fehltritte egal sein können, da es ja sowieso Jesus ist, der uns gerecht macht, sind wir weit weg von Jesus und werden seine Gerechtigkeit nicht finden.
Wir fasten, weil es uns demütig macht. Dann sind wir weniger versucht, uns auf unsere eigene Gerechtigkeit etwas einzubilden. Und dann wollen wir nichts mehr, als mit Jesus verbunden zu sein. Dies bedeutet auch, dass wir nichts tun wollen, was er nicht mag.
In dieser Verbundenheit schmerzen uns unsere Sünden viel mehr, aber die Freude am Herrn überwiegt unseren Schmerz bei Weitem.

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