Benjamin Coulter
04.06.2023

Inspirieren

https://www.youtube.com/watch?v=H97bXOn5PQo
Inspiriert heisst wörtlich: „eingehaucht“. Es heisst, dass etwas in uns kommt, z.B. eine Idee, ein Geist oder eine Kraft, welche dann Gutes in und durch uns wirkt. In der Schöpfungsgeschichte lesen wir, dass Gott uns mit seinem Leben, inspiriert hat (1 Mo 2,7). Wir leben, weil Gott sein Leben in uns hineingelegt hat. Im heutigen Predigttext geht es um Gaben, mit denen wir inspiriert sind, die der Heilige Geist in uns legt, um Gutes in und durch uns zu bewirken.

Gnadengaben für alle

Einem jeden aber von uns ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe Christi. Darum heißt es: »Er ist aufgefahren zur Höhe und hat Gefangene mit sich geführt und hat den Menschen Gaben gegeben.« (Eph 4,7f)
Du bist aufgefahren zur Höhe und führtest Gefangne gefangen, du hast Gaben empfangen von Menschen. (Ps 68,19)
Ausdrücklich sagt Paulus, dass jeder von uns Gaben empfangen hat. Hier geht es nicht nur um Pastoren oder Leiter in der Gemeinde.
 Hier geht es um dich, du bist begabt.

Paulus zitiert Psalm 68,19. Dort heisst es, dass Gott Gaben empfangen hat von Menschen. Laut Paulus hat Gott uns die Gaben gegeben. Was ist es jetzt? Hat Gott die Gaben genommen oder gegeben? Wohl beides, wie so oft bei Gott, ist es nicht entweder oder, sondern sowohl als auch. Wörtlich heisst es im Psalm „genommen Gaben in/bei Mensch“. Demnach ist Gott zu uns Menschen gekommen und hat Gaben genommen, welche ihm gehören. Nach seiner Gnade hat er jedem von uns einen Teil davon gegeben, damit wir sie wiederum für ihn einsetzten.

Beides ist Gnade, dass wir Gaben empfangen und dass wir Gott damit etwas geben können.

Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer

Er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer. (Eph 4,11)
Inspiriert zu sein bedeutet vom Heilige Geist befähigt zu sein, um Gott zu dienen. Die Gaben, die wir durch den Heiligen Geist bekommen, sind immer für den Dienst in und an der Gemeinde bestimmt. Umgekehrt, wozu Gott uns einsetzt, dazu befähigt er uns auch.
Im Vers 11 zählt Paulus einiges auf, wozu uns der Heilige Geist einsetzt.

Was davon spricht dich am meisten an?
Wozu würdest du gerne von Gott eingesetzt werden?
Worin möchtest du vom Heiligen Geist begabt werden?

Tipp: Wenn du etwas bei andern vermisst, ist es gut möglich, dass Gott gerade dich dafür befähigen und einsetzen möchte. Erst im Kleinen und dann immer mehr.


Apostel

Apostel heisst Gesandte. Jesus ist Apostel (Heb 3,1) und Jesus nennt seine Jünger Apostel. Nach dem Jesus in den Himmel aufgefahren ist, kamen weitere Apostel dazu namentlich Matthias (Apg 1,26), Paulus und Barnabas (Apg 14,14) sowie Jakobus der Bruder von Jesus (Gal 1,19; vgl. Mt 13,55). Titus ist ein Gesandter also ein Apostel (2 Kor 8,23). Und über Andronikus und Junia (möglicherweise ein Ehepaar) sagt Paulus, dass sie berühmt sind unter den Aposteln (Röm 16,7).

Apostel sind innovative Unternehmer, abenteuerliche Pioniere, die das grosse Ganze sehen. Sie durchbrechen alte Muster. Sie investieren sich in Menschen, damit diese sich möglichst bald wiederum für Gottes Reich einsetzen.
 Apostel bleiben oft nicht lange am gleichen Ort. Sobald etwas läuft, widmen sie sich der nächsten Sache.
Wir brauchen Menschen mit apostolischer Begabung, damit wir als Gemeinde nicht einschlafen. Wir brauchen aber auch Menschen, die erhalten, was die Apostel anfangen. Der Apostel Paulus sagt über Apollos (eher der Hirte): „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben“ (1 Kor 3,6). Gott braucht beides.

Propheten

Prophet heisst Bote: Jesus ist Prophet (Joh 6,14), sowie Mose (5 Mo 18,15) der die 10 Gebote und viele weitere Weisungen fürs Volk Israel empfangen hat. Im Alten Testament spricht Gott fast ausschliesslich durch Propheten zu den Menschen. Im neuen Testament werden wir aufgefordert, uns vor allem nach der Gabe der Prophetie auszustrecken (1 Kor 14,1).
Die Prophetin Hanna weissagte über Jesus und predigte zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten (Lk 2,36.38). Der Prophet Agabus warnte Paulus, dass er in Jerusalem gefangen genommen werde (Apg 21,10f). Philippus hatte vier Töchter, sie alle dienten prophetisch (Apg 21,9).

Propheten sind so was wie das Gewissen der Gemeinde. Gott sendet Propheten zu uns, um uns zurechtzuweisen, aber auch um uns zu ermutigen, uns aufzuzeigen, dass Gott gute Pläne mit uns hat.
Propheten erheben den höchstmöglichen Autoritätsanspruch, nämlich, dass Gott selbst durch sie spricht. Weil das oft auch stimmt, können Propheten sehr leicht in eine falsche Selbstsicherheit verfallen und glauben, dass sie immer recht haben, dann wird es gefährlich. Wahre Prophetie baut die ganze Gemeinde auf. Wenn sich der Prophet aber doch mal irrt, kann sehr viel kaputtgehen. Zum Schutz der Gemeinde und denjenigen, die prophetisch dienen, ist es nötig, dass die andern in der Gemeinde die Worte der Propheten prüfen und darüber urteilen (1 Thess 5,20f; 1 Kor 14,29).
Prophetie ist nie eine Privatangelegenheit.

Evangelisten

Evangelist ist jemand der Gute Nachrichten überbringt, z.B. dass ein Krieg vorbei ist oder ein Kind geboren ist. Jesus sagt von sich selbst: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium“ (Lk 4,18). Weitere Evangelisten in der Bibel sind z.B. Timotheus und Philippus (2 Tim 4,5; Apg 21,8). In der Apostelgeschichte lesen wir wie Philippus predigte vor grossen Volksmengen (Apg 8,5.12) und das Evangelium erklärte im Einzelgespräch (der Kämmerer in Apg 8,34f). Die Frau am Brunnen war äusserst evangelistisch. Als sie erkannte, wer Jesus ist, ging sie sofort los und erzählte allen in ihrem Dorf von ihm und führte sie zu Jesus (Joh 4,28-30).

Evangelisten haben ein grosses Herz für Menschen, die Jesus noch nicht kennen und eine grosse Begeisterung für die Gute Nachricht. Sie sehen die Not der Menschen, die ohne Jesus verloren sind. Sie halten die Gemeinde wach, damit wir unseren Kernauftrag nicht vergessen. Das Evangelium ist für sie nicht kompliziert und es fällt ihnen leicht, es andern zu erklären. Evangelisten tendieren aber dazu, die christliche Lehre auf Himmel und Hölle zu reduzieren und ihr Interesse am Menschen schwindet oft, sobald sie sich bekehren. Für neugeborene Christen ist es unbedingt notwendig auch Hirten und Lehrer zu haben, die sich langfristig um sie kümmern und ihnen auch bei weiterführenden Fragen beistehen.

Hirten und Lehrer

Niemand ausser Jesus wird in der Bibel ausdrücklich Hirte der Gemeinde genannt.
Zu Simon Petrus sagt er aber: Wenn du mich liebst, dann weide meine Schafe (Joh 21,16). Jesus ist auch unser Rabbi (Ehrentitel für Lehrer). Wir sollen uns nicht so nennen (Mt 23,8). Aber wir alle sind aufgefordert die Völker so zu lehren, wie Jesus uns befohlen hat (Mt 28,20).
Pastoren (lateinisch für Hirte) werden insbesondere für die Lehre angestellt. Das ist gut und wichtig. Falsch ist es aber, wenn der Pastor zum eigentlichen Lehrer und Hirten der Gemeinde ernannt wird. Das ist und bleibt Jesus allein. Doch jeder von uns, unabhängig davon, ob du angestellt bist oder wie man dich nennt, du kannst zu den Schafen von Jesus (also unseren Glaubensgeschwistern) Sorge tragen. Und jeder von uns kann andere lehren, was wir zuerst von Jesus gelernt haben. Einigen von uns liegt die Lehre oder das Betreuen von anderen Christen speziell auf dem Herzen.

Personen mit einem Hirten-Herz haben den Einzelnen im Blick. Menschen sind ihnen wichtiger als Projekte. Sie kümmern sich gerne um die Nöte anderer Christen. Hirten brauchen Evangelisten und Apostel, damit sie den Blick für Menschen ausserhalb der Kirche nicht verlieren, und (etwas spitz gesagt) damit wir als Kirche nicht zu einem Selbstmitleidsklub werden.
Lehrer lieben die Bibel und streben danach sie genau zu verstehen. Sie legen in der Gemeinde ein stabiles Fundament und helfen ihren Glaubensgeschwistern, Gott noch näher kennenzulernen. Lehrer brauchen Ergänzung damit ihr Glaube nicht einseitig rational wird oder sie im schlimmsten Fall den Verstand zum Götzen machen.

Wachsen und erwachsen werden

Damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe. (Eph 4,14-16)
Ziel von allem, wozu uns der Heilige Geist inspiriert/befähigt ist, dass die Gemeinde wächst, in Zahl aber auch in Stabilität und Mündigkeit. Dass wir wissen, wer wir sind in Jesus und wer Jesus ist für uns. Sodass wir vom Bösen weder versucht noch verunsichert werden und bei Schwierigkeiten in Liebe zusammenhalten.