Für eine Zeit wie diese.

Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Joh 16,31-33)

Liebevoll bereitet Jesus seine Jünger auf seine Kreuzigung vor. Sie wurden zerstreut, jeder für sich in Einsamkeit. Sie hatten Angst, weil sie verfolgt und ihr Meister hingerichtet wurde. „Aber seit getrost“, sagt der Meister, „Ich habe die Welt überwunden“. Selbst wenn ihr meine Freunde, mich allein lässt, bin ich nicht allein, sondern beim Vater. Bei ihm habe ich Frieden, der grösser ist als das Leid am Kreuz und diesen Frieden möchte ich mit euch teilen.

Nicht nur die ersten Jünger, auch wir leiden.
Corona ist nur ein Beispiel… aber ein grosses.

Wir leiden an Einsamkeit, durch Isolation, durch Entfremdung, durch gesellschaftliches Misstrauen usw.

Wo vor Kurzem noch die Krankheit oder die sozialen Folgen der Krankheit Angst machten, verbreitet sich jetzt eine Angst nicht nur der Sache gegenüber, sondern auch gegenüber anderen Menschen.

Die Angst vor andern Menschen, von denen man glaubt, dass ihr Verhalten, die Gesundheit von uns allen gefährdet, oder dass ihr Verhalten die autonome Freiheit von uns allen gefährdet. Beides spaltet unsere Gemeinschaft immer weiter auseinander.

Dabei unterscheiden sich aber nur die Auslöser der Angst. Die Art der Angst ist auf beiden Seiten die gleiche, die Folgen der Angst sind die gleichen und auch Gottes Antwort, ist für alle gleich. Es ist der gleiche Trost von Jesus und der gleiche Frieden beim Vater, nach dem unsere Seele schreit.

Der Hunger für die Siegesbotschaft von Jesus, nach seinem Zuspruch: „Seit getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Ist heute, bei und um uns, grösser, als ich es sonst je erlebt habe.

Gerade für eine Zeit wie diese haben wir Christen Trost und Hoffnung bekommen.
Gerade in einer Zeit wie diese sind viele dankbar, wenn wir mit ihnen teilen, was wir bei Jesus haben.

Und wenn wir von Jesus erzählen, wird es auch uns Christen, mit all unseren noch so unterschiedlichen Fragen, daran erinnern, dass wir beim gleichen Lehrmeister Antwort finden. Es wird uns auch an den Frieden erinnern, den wir beim Vater haben.

Wenn wir diesen Frieden miteinander teilen, haben wir darin sehr viel mehr, als uns das Leid in dieser Welt, nehmen kann.



Nachtrag:
Es gab zwei Auslöser für mich diesen Beitrag zu schreiben.

Als Gemeinde sind wir zurzeit am evangelistischen Projekt www.lifeonstage.com beteiligt.
So grosse Anlässe umzusetzten sind wegen Corona äusserst herausfordernd, umso mehr aber glaube ich, dass es sich lohnt, und jetzt sehr viel mehr Menschen von Jesus hören wollen.

Zum Zweiten haben wir als Kirche zurzeit die Wahl für den Gottesdienst eine Zertifikationskontrolle durchzuführen oder die Besucherzahl zu begrenzen. In beiden Fällen sind wir gezwungen, Menschen von der Kirche wegzuweisen. Somit ist es äusserst schwierig, dass wir uns untereinander nicht verstreiten, es sei denn, wir konzentrieren uns gemeinsam auf etwas, das uns allen noch wichtiger ist. Und dafür glaube ich wird uns «Life on Stage» hilfreich sein.

Mein Psalm

geschrieben für’s ISTL, Nov. 2013

Wie die Pest,
sie verbreitet sich.
Wie ein Vampir,
macht sie Angst.
Der bedrohte wird zur Bedrohung.
Ein Domino Spiel;
der eine stürzt den andern.

Wie ein Fossil,
verlang es Sorgfalt.
Wie das Gold
schwer zu finden.
Der Empfänger wird zum Spender.
Eine Pipeline;
vom einen fliest es zum andern.

Jesus mein Leben,
lass mich dich finden,
im Menschen der Verletzung.

Wer bist du?

Ja das ist dein Name, aber wer bist du?
Ja das ist dein Beruf, aber wer bist du?
Ja das sehe ich auf deinem Facebook und Insta, aber Du? Wer bist du wirklich?
Was verbirgt sich hinter Photoshop, Make-Up, Kleider, Bewerbungsprofil?

Du bist Mensch! Bestehst aus ca. 100 Billionen Zellen, die leben… die altern.
Du hast Blutbahnen in dir. Alle zusammengezählt etwa 100’000 Kilometer lang,
Das würde reichen, um dein Blut 2 1/2 Mal um die Erde zu leiten.
Du hast ein komplexes Immunsystem und trotzdem kannst du krank werden.
Du bist fähig Unglaubliches zu leisten, aber auch unglaubliche Fehler zu machen.
Du kannst wütend werden und dich freuen, hassen und lieben.
Du bist ein geniales Kunstwerk Gottes.
Gewollt!
Beschädigt!
Und doch unermesslich wertvoll!!!

Wer behauptet, dass du nicht genügst, anerkennt nicht, wie wunderbar du gemacht bist.
Und wer behauptet, dass du genügst, anerkennt nicht,
Wie unvollkommen und endlich wir alle sind.

Wir anerkennen, dass wir unvollkommen und endlich sind.
Trotzdem sind wir zuversichtlich.
Denn wir wissen, dass Gott weiss, wie unvollkommen und endlich wir sind.
Und dass er uns trotzdem liebt.

Fasten! aber wieso?

Als junger Christ wollte ich nichts mehr als Jesus nachzufolgen. Wenn mich das etwas kosten soll, nur zu, denn wenn etwas einen grossen Wert hat, darf es auch einen grossen Preis haben.
Manchmal hörte ich von Christen, die fasteten, um Jesus näher zu kommen.
Das wäre so ziemlich der grösste Preis, den ich mir vorstellen konnte, so sehr liebe ich das Essen. Wäre ich bereit mich darauf einzulassen? Für Gott? Ja vielleicht. Aber ich verstand nicht wieso.
Gerade weil ich das Essen so sehr schätze, liebe ich Gott. Essen ist für mich Lobpreis, dabei geniesse ich, was Gott geschlafen hat. Essen ist für mich aktive Dankbarkeit Gott gegenüber.
Natürlich könnte ich auch essen, ohne dabei an Gott zu denken. Aber ich bin wirklich dankbar und ich fühle mich Gott tatsächlich sehr nah, wenn ich esse. Wieso sollte ich damit aufhören?


Um das Essen danach, um so mehr zu geniessen?

Nein, das überzeugt mich nicht. Mann sagt: „Der Hunger ist der beste Koch“. Damit bin ich nicht einverstanden. Nur ein lausiger Koch hat es nötig seine Gäste erst hungern zu lassen, damit ihnen sein Gericht schmeckt. Gott ist kein lausiger Koch. Ich weigere mich strickte gegen aller Theologie, die behauptet, dass wir den Kontrast des Leides brauchen, um das Gute aus Gottes Hand schätzen zu können. Aus meiner Sicht ist das Gotteslästerung. Es stimmt einfach nicht. Im Himmel wird es kein Leid, keinen Mangel geben und wir werden die Gaben Gottes noch mehr – nicht weniger – geniessen als jetzt.


Um mehr Zeit fürs Gebet zu haben?

Nun ich bete vor dem Essen ich bete nach dem Essen ich bete wärend dem Essen…


Weil es gesund ist?

Ok das leuchtet mir ein. Aber dann ist es eine Fastenkur und nichts Spirituelles. Wenn jemand behauptet zu fasten, um Gott näher zu kommen, es ihm aber in Wahrheit um Entschlackung geht oder einfach nur ein paar Kilo abnehmen will, ist das geheuchelt. Dass will ich bestimmt nicht.


Um Gott zu zeigen, wie ernst es dir ist?

Um ehrlich zu sein, für mich klingt das nach Hungerstreik. Ich hab einen Wunsch, du sollst ihn erfüllen, weil du ihn mir nicht erfühlst, esse ich nicht. Jetzt geht es mir verschissen und du Gott bist schuld daran.
Nicht gerade die Art von Beziehung, die ich mit Gott haben will.


Es macht keinen Sinn aber es funktioniert!

Diese Antwort bekam ich von meiner Teamleiterin bei meinem Praktikum mit MetroWolrdChild. Es ist die einzige Antwort, die mich überzeugte. Also probierte ich es aus.

Hier meine Erfahrungen:

Das erste Mal fastete ich wären meinen Ferien. Ich hab viel geschlafen und erlebte die Zeit als erholsam. Ich verbrachte viel Zeit alleine und hatte nicht das Bedürfnis mich ständig abzulenken. Es viel mir auch viel leichter mich z.B. von pornographischen Videos fernzuhalten. Zum Beten hab ich mir nie wirklich Zeit genommen aber ich verbrachte den Tag bewusster mit Gott.

Als ich mich das erste Mal zum Fasten während der Arbeit entschied. War meine grösste Sorge, meine Arbeitskollegen könnten mich fragen, wieso ich nicht esse. Ich wusste ja selbst nicht wieso. Zu der Zeit arbeitete ich über ein Temporärbüro und habe gerade an einem neuen Arbeitsort angefangen. Als einer meiner neuer Kolegen hörte, dass ich gläubig sei meinte er nur: „Aber hoffentlich nicht so extrem, dass du fastest und so… vor Kurzem hat hier jemand gearbeitet der deswegen fast vom Dach gefallen ist“. Das war der Tag, an dem ich mit Fasten anfangen wollte. Ich wollte nicht unverantwortlich sein und frage Gott. Gott fragte zurück ob ich meine Kraft von ihm oder vom Essen empfangen will. Ich entschied mich, darin auf Gott zu vertrauen, fastete und hatte nicht ein Mal ein Gefühl von Hunger oder Schwäche.
Krass war für mich, als ich wenig später den Znüni vergessen habe und mich den Hunger bis zum Mittagessen so sehr plagte, dass ich fast nicht mehr arbeiten konnte.

Als ich das erste Mal länger als eine Woche fastete, merkte ich, wie sich meine Wahrnehmung veränderte. Total entschleunigt aber konzentriert konnte ich mehr leisten als zuvor. Ich nahm mich, meine Gefühle aber auch andere viel intensiver wahr und hatte zahlreiche tiefe zwischenmenschliche Begegnungen. Danach war der Fastenbruch tatsächlich ein riesen Fest für mich. Hunger hatte ich nur in den ersten 3 Fasten-Tagen und er überkam mich auch nicht, als ich wieder anfing zu essen. Ich konnte in kleinen Happen einfach nur geniessen und der Geschmack meiner Kochkunstwerke entfaltete sich in meinem Mund sehr viel intensiver als ich es sonst erlebe.

Total motiviert von diesem Erlebnis startete ich in meine nächste Fastenzeit. Die ersten Tage fühlte ich mich, schlapp, gerädert, ja richtig krank als hätte ich eine Lebensmittelvergiftung. Wahrscheinlich hab ich tatsächlich irgendeine Entgiftung durchgemacht. Wahrscheinlich hat es meiner Gesundheit gut getan, aber es hat mich auch gedemütigt. Es zeigte mir, dass ich kein Rezept für ein besseres Leben gefunden habe. Mir wurde bewusst, dass es reine Gnade war, dass es mir die anderen Male so leicht gefallen ist. Aber selbst das Leiden trieb mich konstant und sehr bewusst in die Nähe Gottes.

Bei meiner letzten Fastenzeit nahm ich zuerst Abführ-Salz ein, um den Darm zu entehren. Aus körperlicher Sicht wird das Fasten dadurch tatsächlich viel einfacher. Denn sobald der Verdauungstrakt nichts mehr zu tun hat, hat der Körper wieder neu Energie für anderes und das Hungergefühl hört auf. Aber das Hungergefühl ist nicht nur schlecht… es stellt ständig die Frage: „Wieso tust du das überhaupt?“ Wenn deine ehrliche Antwort lautet: „Um Gott näher zu sein“, wirst du die ganze Zeit ununterbrochen immer auch Gottes Nähe suchen. Dafür lohnt es sich, zu fasten.

Ich habe versagt

Die Emotionen stiegen über Wolkenkratzer hinaus und die Wut zehrte bitterlich. Die wohlwollenden Worte der Beistehenden, wirkten vorschnell und haltlos auf mich und schienen die Situation eher aufzuheizen als zu entspannen. Ich entschied mich das Ganze zu unterbrechen, bevor es eskaliert. Mit nur einem einzigen Satz löste ich die Runde auf. Genau das, was ich wollte. Aber ein Erfolg war es nicht. Erst später realisierte ich was ich getan habe. Treffsicher traf ich eine der tiefsten Wunde der einen, mit einer solchen Wucht, dass es zu einem emotionalen Kurzschluss kam. Gleichzeitig unterstellte ich einer anderen Person, die Situation zu unterschätzten.
Ooh, wie ich mich irrte!
Ich war derjenige, der die Situation unterschätzte. Ich wir derjenige, der sich vorschnell und rückhaltlos einmischte und die Situation zum Eskalieren brachte.
Darauf hin zeigten sich die beiden überaus verletzlich und fanden so zu neuem Vertrauen, welches (teils) durch mich gestört wurde. Ich jedoch zeigte mich von meiner stärksten Seite. Dem Boss, der alles unter Kontrolle hat, der Anweisungen gibt, wie sich andere zu verhalten haben und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, um somit auch die anderen zu beruhigen.
Während dem sich die Anderen immer und immer wieder führ ihr Verhalten entschuldigten, bekam ich nur Dank.
Und das nicht unbegründet.
Ich Glaube, dass Gott durch mich ein Stück Heilung in die Situation brachte. Dass er dafür nicht nur die Stärken, die er in mich gelegt hat, nutzte, sondern auch meine Fehltritte, meine Ignoranz, falsche Dominanz und sogar meine Gefühlskälte.
Das macht Gott nicht kleiner, sondern grösser.
Es zeigt mir wie Jesus der König ist, dem sogar alles Schlechte dienen muss.
Daran kann ich mich von Herzen freuen.

Doch alle Ehre dem, dem die Ehre gebührt: meinem Herrn Jesus Christus.

Der postmoderne Mensch:

  • Kann andern sagen, dass es falsch ist, anderen zu sagen, dass sie falsch liegen.
  • Kann andere Menschen diskriminieren, weil diese andere Menschen diskriminieren.
  • Kann es nicht tolerieren, wenn Andere, Andere nicht tolerieren können.
  • Kann sagen, dass es falsch ist zu moralisieren, ohne zu merken, dass er damit moralisiert.
  • Kann sagen, dass es keine allgemeingültige Wahrheit gibt, ohne zu merken, dass er damit behaupten etwas allgemeingültig Wahres zu sagen.
  • Lebensmüde und die Hoffnung des Lebens

    Kerze
    Das etwas ältere Kind in der Sonntagschule, der Arbeiter im Familienbetrieb, das gleichaltrige Mädchen aus dem Dorf zusammen mit ihrer Freundin, der Junge aus meiner Klasse.
    Das waren die ersten fünf Todesfälle von Menschen, die ich persönlich kannte und sie alle haben ihr Leben selbst beendet.

    Es ist Weihnachtszeit, die Zeit in der sich Licht und Dunkelheit am nächsten sind. Kurze Tage dafür viele Kerzen. Viel Feierliches aber auch viel Einsamkeit. Engel, die den Himmel erhellen und Jesus, der in einem düsteren Stall geboren wurde.
    Während die Einen die Hoffnung des Lebens feiern, fühlen sich andere besonders hoffnungslos. Letztes Jahr wurde ich mehrfach fast Schlag auf Schlag mit Suizid konfrontiert und dann in nur einer Woche gleich von drei Personen gefragt, ob Gott den Freitod vergeben kann. Meine Gedanken, die ich dazumal verfasst habe, hab ich auch in den letzten Wochen gleich mehreren Personen vorgelesen. Gestern wurde ich gebeten, diese Worte zu veröffentlichen.

    Es ist Gott, der uns Leben schenkt. Leben ist das Wertvollste, dass wir haben!
    Sünde ist immer dann, wenn etwas Wertvolles schaden nimmt. Darum ist Mord eine der schlimmsten Sünden. Von dem her macht es keinen Unterschied ob jemand, das Leben von einem Anderen beendet oder sein eigenes.
    Aber die Motivation dazu ist wahrscheinlich ganz anders und emotional gibts es grosse Unterschiede. Es ist viel einfacher Sympathie zu haben für jemanden der aus Verzweiflung sein eigenes Leben beendet, als für jemand der aus Hass das Leben eines Anderen nimmt.
    Jemand der sich überlegt, sich selbst zu töten, wird wahrscheinlich auch glauben, dass er/sie für seine Angehörigen vor allem eine Last ist, dass es für seine Liebsten wahrscheinlich besser wäre, wenn es ihn gar nicht geben würde.
    Nichts könnte weiter entfernt sein von der Wahrheit. Für die Hinterbliebenen ist ein Selbstmord eine fast untragbare Belastung. Bei einem Mord hat man wenigstes einen Bösen, jemand der ganz klar schuldig ist. Aber bei einem Selbstmord ist das überhaupt nicht klar. Die Liebsten werden sich unweigerlich selbst anklagen. Sich selbst die Schuld dafür geben; werden sich ihr Leben lang fragen, was sie falsch gemacht haben oder wo sie eine Gelegenheit verpast haben, um zu helfen. Im schlimmsten Fall werden sie daran verzweifeln und sich selbst das Leben nehmen.
    Suizid ist ansteckend.
    Du fragst, ob Gott Selbstmord vergeben kann. Und Ja! das kann er bestimmt. So wie jede andere Sünde auch.
    In den Himmel kommt: wer schon vorher eine Beziehung mit Jesus will, ihm seine eigene Sündhaftigkeit bekennt und seine Vergebung dafür in Anspruch nimmt, Jesus schon jetzt als Herr annimmt und ein Leben nach seinem Willen führen will. Denn im Himmel ist Jesus König, jeder der zu ihm gehört, wird in sein Reich kommen.

    Jesus liebt das Leben. Niemals ist es sein Wille, dass jemand Selbstmord begeht. Suizid ist Ungehorsam Gott gegenüber. Der Gedanke daran, dass die letzte Handlung vor dem Tod Rebellion gegen Gott war, find ich einfach nur schrecklich. Aber bei Jesus sind alle willkommen die zu ihm gehören, auch dann, wenn sie ihm nicht gehorchen.
    So glaub ich schon, dass es Menschen im Himmel geben wird, die sich selbst das Leben genommen haben. Aber ich glaube auch, dass Gott eine viel bessere Lösung für sie bereit gehabt hätte.

    Frohe Weinachten wünsche ich allen Fröhlichen.
    Und den Traurigen, dass Ihr Menschen habt, die mit euch weinen.

    Der Sinn ist Leben?

    Leben
    Durch Rabbi Friedman kam ich erstmals auf den Gedanken, dass Leben nicht Teil der Sinnfrage ist, sondern viel mehr die Antwort.
    Wer fragt: „Was ist der Sinn des Lebens?“ wird in allem Existierendem, keine zufriedenstellende Antwort finden. Wenn du aber fragst: „Was ist der Sinn meiner Existenz?“
    lautet die Antwort „Leben“.

    Wieso existiere ich? Warum nehme ich Raum ein? Für was verbrenne ich Energie? Weswegen ist es gut, dass ich bedürftig bin? Weshalb bekomme ich Hunger. Wozu bin ich schmerzempfindlich? Was ist so bedeutungsvoll, dass sich das Leid des Daseins lohnt? Auf all das gibt es eine einzige Antwort: „Das Leben!“

    Was also ist Leben?
    Leben ist Bewegung. Lebendig ist, was bewegt wird und aktiv anderes in Bewegung setzt. Leben empfängt und gibt. Was nur empfängt, lebt nicht. Was nur gibt, lebt nicht. Wer alles genau so weiter gibt, wie er es empfängt, lebt auch nicht; das wäre mechanisch. Leben muss genährt werden und Leben ernährt andere. Wer keine Nahrung bekommt verhungert. Wer alle Nahrung weitergibt verhungert auch. Wenn aber etwas Lebendiges Nahrung aufnimmt, wird es auch Nahrung für andere hervorbringen.
    Leben ist nicht Liebe. Liebe ist ein Ausdruck des Lebens. Leben ist nicht gut. Leben ist mehr als gut. Alles, was Leben fördert, ist gut. Alles, was Leben hindert, ist schlecht. Daran misst sich unsere gesamte Moral. Darauf beruhen alle unsere Emotionen. So komplex unser Gefühlsleben auch sein mag so kann doch gesagt werden, dass alle negativen Emotionen von etwas ausgelöst werden, was das Leben bedroht und jede positive Emotion eine Reaktion ist auf etwas was das Leben zelebriert.

    Schon im Schöpfungsbericht der Bibel wird zwischen unserer Existenz und unserem Leben unterschieden.

    Genesis 2,7 erzählt, dass Gott unseren Körper aus Erde geformt hat. Wir haben also eine materialistische Existenz. Dann hat Gott dem Menschen Leben eingehaucht. Somit wurden wir ein lebendiges Wesen. Leben ist nicht materialistisch, sondern göttlich. Es ist das Wertvollste, dass wir besitzen. Es ist das, was Gott uns von sich selbst gegeben hat. Wir können sehen, dass wir leben, wenn wir sehen, dass andere durch uns belebt werden. Diese Erfahrung ist dermassen erleuchtend, dass all die Schmerzen unserer Existenz dagegen verblassen. Es ist so überaus bedeutungsvoll, dass sich unser Dasein mit all unserer Bedürftigkeit mehr als nur lohnt.

    Du existierst, damit du leben kannst.
    Daran erfreuen sich die Himmel.
    Daran darfst auch du dich freuen.

    Der Mutterleib,
    ein Kunstatelier Gottes

    Du… Du hast mein Lebensfunken entzündet, als es Dunkel war.
    Ich… Ich bin ein beeindruckendes Kunstwerk aus deinem Atelier.

    Von dir wurde ich bereitet und von dir bin ich begeistert!
    Dankbare Ehrfurcht durchdringt mich, wenn ich daran denke.

    Du hast mich grossartig gemacht
    und viel mehr in mich hineingelegt, als ich jemals fassen kann.

    Du hast mich gesehen, als es noch nichts zu sehen gab
    und dich an mir gefreut, bevor ich existierte.

    Mein ganzes Leben ist Teil von deinem Masterplan.

    Im Bauch meiner Mutter hast du mich erschaffen
    und im Laufe der Zeit wirkst du an, durch und mit mir.

    Zu dir Herr gehöre ich.

    Inspiriert vom Psalm 139

    Kann ich zu dir hoch kommen?

    Gartenhaus
    Ich strich die Ziegelleisten* vom Gartenhaus. Dafür stieg ich aufs Dach, bewaffnet mit Pinsel und Farbkübel. Meine Schwester kam raus, um zu sehen, was ich mache. Nicht gerade vorbildlich, wie ich mich über die Dachkante lehnte ganz ohne Sicherheitsvorrichtung. Sie ist nicht meine leibliche Schwester aber ich fühle mich mit ihr stark verbunden und zu der Zeit wohnten wir beide bei meinen Eltern. Sie kam nicht heraus um mich zu schelten, wollte mir einfach etwas Gesellschaft leisten, was ich sehr schätzte. Sie fragte mich, ob sie zu mir aufs Dach kommen kann und ich sagte „Ja“ als hätte sie mich um Erlaubnis gebeten. Aber sie brauchte meine Erlaubnis nicht, sie brauchte meine Bestätigung. Sie stand noch nie auf einem Dach. Ich bin Zimmermann und liebe es auf den Dächern zu gehen und die Aussicht über andere Häusern hinweg zu geniessen. Sie wusste nicht, ob sie das kann. Ich wusste, was es dazu braucht und traute es ihr zu. So half ich ihr aufs Dach und erklärte ihr, dass sie aufrecht stehen soll. Sie stand auf und war erstaunt wie leicht sie auf den Ziegeln, wie auf einer Treppe, hochlaufen konnte. Oben am First angekommen blieb sie sitzen, hielt mir den Farbkübel und ich freute mich, mich mit ihr unterhalten zu können.
    Wieder herunter zukommen – ohne herunter zufallen – erwies sich als wesentlich schwieriger, aber mit meiner Hilfe schaffte sie auch das gefahrlos. Später erzählte sie mir, dass ihr dieses kleine Abenteuer zur geistlichen Lehre wurde. Wenn sie sich selbst gefragt hätte, ob sie auf dem steilen Dach gehen könnte, hätte sie es kaum gewagt aber sie fragte mich, sie glaubte mir und erfuhr, dass sie mehr kann, als sie sich selbst zugetraut hätte. Auch hörte sie auf meine Anweisung besser aufrecht zu stehen, entgegen dem natürlichen Instinkt niederzukauern. Dadurch wird die Angriffsfläche der Fusssole verringert, das Gleichgewicht gestört und die Wahrscheinlichkeit runterzupurzeln massiv erhöht. Das alles wusste sie nicht, oder war ihr zumindest nicht bewusst, aber sie vertraute mir und stand deshalb sicher.

    Ist es nicht genauso mit Gott?
    Wenn du Gott fragst „Kann ich zu dir kommen?“ führt er dich womöglich an Orte, die du dir niemals zugetraut hättest. Mit Gott unterwegs zu sein kann auch ganz schön gefährlich werden. Aber wenn Gott dir sagt „Ja das kannst du!“ brauchst du keine Angst vor Versagen zu haben.
    Und wenn du dich an seine Anweisungen hältst, wirst du trotz Gefahren sicher stehen.

    *Abschluss vom Vordach in der Dachschräge gleich unter den Ziegeln.

    Durchs Tal hindurch

    Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du [Gott] bist bei mir (Psalm 23,4).

    Immer wieder darf ich feststellen, dass wenn wir in finstere Täler gelangen. Gott uns nicht umkehren lässt, sondern durch das Tal hindurchführt. Mit Gott geht es nicht zurück, sondern vorwärts.
    Nachfolgend sind einige Lieder, die mich in so manchen Tälern begleitet und gestärkt haben

    Zu den Liedern

    Freudig erzählt die Zeitgeistforscherin Kirstine Fratz weiter, was ihr ein Priester erklärte, als sie wissen wollte, weshalb die Kirche so „verkrampft“ an der Ehe festhält:

    Das Mutigste, was ein Mensch tun kann, ist sich voll und ganz auf einen anderen einzulassen. Die Ehe ist ein geschützten Rahmen, in dem das möglich ist. Wenn dann Erotik dazukommt, ist es Liebe, wie sie Gott vorgesehen hat. Alles andere ist erweiterte Selbstbefriedigung.

    Intolerante Toleranz

    Ich liebe tolerante Menschen, weil sie kein Problem damit haben, wenn ich nicht tolerant bin.

    Eine grössere Gruppe diskutierte über Toleranz, als ich dazu stiess und mit einem leichten Grinsen erklärte, dass ich tolerante Menschen mag, weil sie kein Problem damit haben, wenn ich intolerant bin. Den Meisten war klar, dass ich damit provozieren wollte und ignorierten mich darin aber jemand konnte nicht widerstehen, mir zu widersprechen.
    Ich lehnte mich zurück, genoss es in vollen Zügen und mein Grinsen wurde immer breiter.
    Je mehr er mir widersprach je mehr sah ich mich bestätig. Je mehr er darauf beharrte, dass ich falsch liege je mehr beweis er, dass ich recht hatte. Zumindest demonstriere er damit Intoleranz, während ich kein Problem damit hatte, seine Intoleranz zu tolerieren.

    Aber ich war im Unrecht, aus mehreren Gründen.
    Meine Schadenfreude darüber, dass er sich selbst zum Narren hielt, half weder ihm noch mir. Die überaus wichtige Diskussion über Toleranz hab ich durch Unstimmigkeit unterbrochen. Die Schattenseite meiner eigenen – in dem Fall unfairen und manipulativen – Gesprächsführung rückte ins Rampenlicht und verunmöglichte es eine ernsthafte Diskussion über die Schattenseite der Toleranz zu führen.
    Toleranz ist nicht immer gut. Böses zu tolerieren ist böse aber noch schlimmer ist es, Toleranz von Andern einzufordern. So wie ein erzwungenes Geschenk nichts anders ist als Diebstahl, so ist erzwungene Toleranz nichts anderes als Unterdrückung.

    Es ist intolerant, Intoleranz nicht zu tolerieren.


    Ich irrte aber auch, weil ich glaubte, dass Toleranz beinhaltet nicht zu widersprechen. In Wahrheit hat Toleranz nur dann Bedeutung, wenn man nicht einverstanden ist. Wenn wir miteinander übereinstimmen unterstützten wir einander – tolerieren ist etwas ganz anderes.
    Niemand versteht es als Kompliment, wenn man über sie sagt: „Ich kann sie tolerieren.“
    Das Wort impliziert, dass mann nicht einverstanden ist und es einem lieber wäre, wenn es das was man toleriert gar nicht geben würde.

    Toleranz, von (lat.) tolerare bedeutet etwas zu erdulden. Es ist die Bereitschaft etwas stehen zu lassen, mit dem man nicht einverstanden ist und Unrecht auszuhalten, anstatt sich zu wehren.
    Weil wir als Christen glauben, dass Gott jede Lüge aufdecken wird, können wir es tolerieren, wenn jemand etwas sagt, das aus unserer Sicht komplett falsch ist. Aus dem gleichen Grund dürfen wir dem aber niemals zustimmen.
    Weil wir als Christen glauben, dass Gott jedes Unrecht bestrafen wird, können wir es erdulden, wenn uns unrecht getan wird, und müssen uns nicht selbst rächen.
    Bei Gott heisst Gnade eben gerade nicht, dass er auf Straffe verzichtet, sonder dass er, wenn wir zu ihm gehören auch die Verantwortung für uns übernimmt und die Straffe, welche auf uns fallen würde, auf sich selbst nimmt.

    Weil das Leid zu beseitigen bedeuten würde, den Leidbringer zu beseitigen.

    Die kleine Sünde

    „schoeggeli“Ich bin gern bei meiner Grossmutter. In ihrer gemütlichen Stube tickt die Zeit etwas langsamer als sonst. Ihr ehrliches Interesse, wie es mir geht und ihre Gastfreundschaft ist eine Wohltat für meine Seele.

    Vor einiger Zeit besuchte ich sie mit meinen beiden Nichten also ihren Uhrgrosskindern. S’Grossmuätti hatte ein Körbchen voll mit Schöggeli und gab uns allen eins. Meine beiden Nichten verschlangen ihre Schockolade in einem Atemzug. Eines der beiden Mädchen wartet darauf bis ihre Uhrgrossmutter etwas abgelenkt war, um dann zum Körbchen zu schleichen und sich schnell ein zweites Schöggeli in den Mud zu stopfen. S’Grossmuätti hat es nicht gesehen aber ich hab es gesehen und fragte mich, was ich jetzt tun soll.

    Ich wusste, dass meine Grossmutter ihr sehr gerne ein zweites Stück Schokolade gegeben hätte, wenn sie danach gefragt hätte. Aber ich wusste auch, dass es sie beleidigen würde, wenn sie erfährt, dass die Kleine sich einfach selbst bedient hat. Ich wollte nicht, dass die Beziehung der Beiden schaden nimmt. Wollte es aber auch nicht ignorieren.

    Klar eine Schöggeli zu klauen ist eine ziemlich kleine Sünde, aber wenn sie denkt, dass sie sowas einfach machen kann und es wieder tut und immer mehr tut, kann sehr schnell sehr viel mehr kaputt gehen. So fragte ich mich, ob ich etwas sagen soll oder nicht.
    Wass hättest du getan?

    Nun ich hatte ja auch ein Schöggeli bekommen und ich hab meines noch nicht gegessen. Als ich sah, dass meine Nichte sich ein zweites Schöggeli genommen hat, schlich auch ich mich zu dem Körbchen und legte mein Schöggeli wieder hinein. Dann nahm ich das Mädchen zur Seite und erkläre ihr, wieso ich das gemacht habe.

    Ich hab der Grossmutter genau das zurückgegeben, was meine Nichte ihr genommen hat. Das ist Vergebung. Jetzt schuldet das Mädchen ihrer Urgrossmutter nichts mehr, für meine Grossmutter hat sich gar nichts geändert. Aber auch mir schuldet die Kleine nichts. Denn ich hab mein Schöggeli ja freiwillig gegeben. Und so ist – obwohl sie gestohlen hat – nichts kaputt gegangen.

    Und genau das feiern wir an Ostern.
    So wie ich mein Schöggeli gegeben habe, um diese kleine Sünde zu vergeben, damit die Beziehung von meiner Nichte und ihrer Urgrossmutter keinen Schaden nimmt.
    So hat Jesus sein ganzes Leben geben, um all unsere grossen und kleinen Sünden zu vergeben, damit unsere Beziehung zu Gott keinen Schaden nimmt.

    Frohe Ostern!

    Hokuspokus im Namen Jesu

    Um Bodenplatten zu verlegen, ging mir diese Woche einen speziellen Leim aus. So besuchte ich den Baufachhandel. Da sind Lagerhallen über Lagerhallen, Palette über Palette. Nichts ist ausgestellt, nichts ist angeschrieben, Preise sucht man vergeblich. Eins wurde mir sofort klar: Wer nicht genau weiss was er braucht wird hier nicht fündig. Ich fragte mich durch, bis ich in die richtige Lagerhalle gelang. Dort betrat ich ein kleines Büro. Ein Logistiker stand an der Theke. Er verlor keine Zeit für unnötige Höflichkeiten und kam gleich zur Sache – was mir sehr sympathisch war, schliesslich sollte ich ja auf der Baustelle sein.

    „Leim“1. Frage:
    Was brauchst du?

    2. Frage:
    Welche Firma?

    3. Frage:
    Welche Baustelle?

    4. Frage:
    Dein Name?

    Dann fragte er mich noch, in was für einer Kartusche ich den Kleber haben möchte. Zum Glück denn offensichtlich hat er mich falsch verstanden. Kartuschen werden für einen dickflüssigen Fugenkleber verwendet. Ich brauchte aber unbedingt die flüssige Variante des gleichend Leimes. Dieser kommt in der Tube.
    Er gab mir eine Quittung und ein Beleg zum unterschrieben, holte mir das gewünschte Produkt und schon war ich auf dem Weg zur Baustelle.

    Jesus verspricht, dass wir alles bekommen, was wir Gott in seinem Namen bitten (Joh 16,23).
    Mein Erlebnis im Baufachhandel zeigt mir, was es heisst, im Namen eines Anderen zu bitten.

    1. Ich bekomme, wofür ich bitte, ohne dafür bezahlen zu müssen.

    2. Ich kann nur im Namen meines Arbeitgebers „einkaufen“.

    3. Ich bekomme die Ware nur im Zusammenhang eines Auftrages, den ich zuvor bekommen habe.

    4. Ich brauch einiges an Fachwissen, um nach dem richtigen Produkt bitten zu können.

    5. Auch wenn ich im Namen meines Arbeitgebers einkaufe, bürge ich mit meinem eigenen Namen, falls ich die Ware nicht nach dem Willen meines Arbeitgebers einsetzen würde.

    Hokuspokus ist im Volksmund ein typischer Zauberspruch, der den eigenen Worten eine magische Kraft verleihen soll. Leider wird nicht selten der Namen Jesus zu einem solchen Zauberspruch gemacht. Menschen glauben ihren Gebeten eine besondere Kraft verleihen zu können, wenn sie es mit den Worten: „im Namen Jesu“ abschlissen. Aber Jesus fordert uns nicht auf diese Worte zu verwenden und verspricht uns auch nichts dafür.
    Er verspricht: Wenn wir in seinem Dienst stehen, seinen Willen kennen, diesen ausführen und dazu etwas Bestimmtes brauchen und seinen Vater danach bitten, werden wir es ganz bestimmt auch bekommen.

    Gott ist gut! Deshalb bist du wertvoll!

    Achtung Wochenende. Ich sass in einem Zugabteil mit zwei Kameraden aus meiner Kompanie. Wir fuhren nach Hause, um einige Stunden Freiheit zu geniessen. Meine beiden Kameraden diskutieren heftig.
    Der eine meinte: „Du kannst mir nicht beweisen, dass es Gott gibt.“
    Der andere im gleichen Tonfall: „Und du kannst mir nicht beweisen, dass es keinen Gott gibt.“

    Nun mit einer Patt-Situation gaben sich die Beiden aber nicht zufrieden. Der gläubige Soldat holte aus und schmetterte unserem verdutzen Freund entgegen: „Wenn ich herausfinden würde, dass ich mich irre und ich mit Sicherheit wissen würde, dass es keinen Gott gibt. Würde ich mir die Kugel geben.“

    Ich hörte zu und dachte: „Wow, wenn ich Gott nicht bereits kennen würde, wäre das ein ziemlich starkes Argument für mich, Gott nicht kennenlernen zu wollen.

    Doch mein Kamerad war nicht so leicht abzuschrecken, wie ich es vielleicht gewesen wäre. Es interessierte ihn wirklich. Er wollte wissen, wie sein Gesprächspartner zu einer solch radikalen Aussage kommt. Der gläubige Soldat erklärte: „Wenn es keinen Gott gibt, gibt es keinen Lebenssinn. Ein sinnloses Leben ist nicht lebenswert, ein solches Leben möchte ich nicht, und ich würde es beenden.“
    Er sagte das nicht einfach, weil es krass tönt. Er meinte das wirklich. Aber der atheistische Soldat war überzeugt, dass es keinen Gott gibt und gleichzeitig war er überzeugt, dass sein Leben Sinn macht und lebenswert ist.
    Die Beiden redeten völlig aneinander vorbei.

    Eigentlich wollte ich mich nicht in das Gespräch einmischen. Es war mir zu rechthaberisch. Aber ich dachte, dass ich ihnen vielleicht helfen könnte, einander zu verstehen und erklärte: „ Als Christen glauben wir, dass Gott etwas von sich in jeden Menschen hineingelegt hat, dass er uns mit einer Absicht geschafften hat und deshalb jeder Mensch Würde hat und jeder Mensch einen Lebenssinn hat.
    Wenn du nicht an Gott glaubst, heisst das nicht, dass das Leben für dich sinnlos ist. Aber es heisst, dass du selbst deinem Leben Sinn geben musst.
    Was du dir erarbeitest und den Mehrwert denn du in die Gesellschaft hineingibst, macht dein Leben sinnvoll. Ein solcher Lebensinn hast du, wenn du ihn dir verdient hast, und du verlierst ihn wieder, sobald du leistungsunfähig wirst.“

    Der bekennende Atheist fühlte sich durch meine Worte bestätigt, dass er nicht an Gott glauben müsse, um Lebensinn zu haben.
    Aber damit gab sich mein christlicher Kamerad nicht zufrieden.
    „Du musst an Gott glauben, weil du ohne Gott sündig bist.“

    Ich war ehrlich beeindruckt – von Beiden – dass sie immer noch miteinander sprechen wollten.

    Der Atheist wollte wiesen, wieso ihn sein Nicht-Glauben oder Anders-Glauben sündig macht. „Dies kann man in der ganzen Gesellschaft beobachten“, meinte mein Glaubensbruder. Je weiter sich eine Gesellschaft von Gott entfernt je sündiger wird sie.“ Als Beispiel nannte er die starke Zunahme von Abtreibungen, parallel zur Säkularisierung.
    Der durchaus säkulare Soldat war nur nicht damit einverstanden, dass Abreibung eine Sünde ist. Ich realisierte, dass sie sich immer noch aus dem gleichen Grund missverstanden, und mischte mich wieder ein.
    „Wenn wir glauben, dass ein Mensch wertvoll ist, weil er Wertvolles tut, dann ist ein Fötus nicht wertvoll, denn es hat noch gar nichts getan. Aber wenn wir glauben, dass dieser gleiche Fötus wertvoll ist, weil er von Gott geschaffen wurde, dann wird durch die Abtreibung etwas Wertvolles zerstört und das ist Sünde; dann sind alle Menschen, egal wie Alt, wie gesund oder wie leistungsfähig sie sind, wertvoll.

    Jetzt verstand der Soldat was ich meine, wenn ich sage.
    Gott ist Gut, deshalb bist du wertvoll.
    „Das ist zwar ein schöner Gedanke“, meinte er, „aber es ist nicht wahr.“

    Ich konnte ihn nicht überzeugen (ist auch nicht meine Aufgabe), aber ich danke Gott, dass ich ihm diese biblische Wahrheit bezeugen konnte, sodass er es verstand.

    Warum mich Zweifel über Gott näher zu Gott führen.

    ZweifelIch werde nie vergessen, wie ein Jugendleiter eine Chips Packung auf den Boden warf. Sie mit einem lauten Knall zertrat, mit gespielter Wut darauf herum trampelte und die Chips zu feinstem Mehl zermalte: „Das ist euer schlimmster Feind!“, rief er uns zu. Dabei meinte er nicht das Fett in der Packung, sondern die Aufschrift aussen an der Packung.
    Zweifel ist unser grösster Feind!!!
    Aber stimmt das wirklich?

    Die Bibel beschreibt einen Zweifler als wankelmütig und unentschlossen (wörtlich: zweibeseelt), ein Mensch, der zwischen zwei Positionen hin und her schwankt, wie die Wellen am Strand (Jak 1,6-8). Ein Zweifler hat nichts Beständiges, er wechselt ständig sein Ziel und dreht sich deshalb im Kreis, er will zwei Hasen fangen und fängt deshalb keinen. Er sitzt zwischen Bank und Stuhl, bleibt unsicher und erfolglos. Kein Wunder wurde mir beigebracht, der Zweifel sei mein grösster Feind.
    Und trotzdem bezweifle ich, dass Zweifel immer schlecht sind.

    Zweifel treibt mich an, Dinge besser verstehen zu wollen. Mir wurde schon vorgeworfen: „Wenn du weisst, wie (oder das) Gott ist, kannst du nicht mehr an ihn glauben, aber der Glaube – nicht das Wissen – ist heilsnotwendig“.
    Ich verstehe dass nicht. Natürlich genügt Wissen über Jesus nicht, um von ihm gerettet zu werden. Und Jesus lobt es, wenn wir ihm über unser Wissen hinaus vertrauen.
    Aber dass ich weniger glaube, wenn ich mehr über Gott weiss? Nein, das leuchtet mir nicht ein.

    Thomas konnte nicht glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Wenn es bei seinem Unglauben geblieben wäre, hätte er gar nichts gemacht. Aber sein Zweifel trieb ihn dazu an, dass er es genauer wissen wollte. Weil er zweifelte, wollte er seine Hände in die Wunden von Jesus legen, sodass er wusste: Jesus ist tatsächlich auferstanden. Dieses Wissen verdrängte nicht seinen Glauben, sondern gab ihm den Glauben zurück, denn er vorher verloren hatte. (Joh 20,24-29)

    Die biblische Beschreibung von Zweifel (Ein Mensch mit zwei Seelen) findet sich im deutschen Wort Zweifel wieder. Das biblische Wort für Zweifel jedoch hat eine andere Herkunft. διακρίνω ist aus den beiden Wörtern dia (δια = durch) und krino (κρίνω = urteilen) zusammengesetzt. An etwas zu zweifeln heisst erstmal, etwas durch und durch zu beurteilen.

    Ist es falsch zu urteilen? Ja, wenn wir an Gott zweifeln, urteilen wir über Gott, stellen uns über ihn und messen Gott an unseren Massstäben. Das steht uns nicht zu. Aber es ist nicht falsch anzuzweifeln, was wir über Gott wissen oder zu wissen meinen. Wenn zum Beispiel jemand prophetisch spricht, werden wir geradezu aufgefordert, die Worte durch und durch zu beurteilen (1 Kor 14,29).
    Wir sollen alles prüfen und das Gute behalten (1 Thess 5,21).

    Wenn jemand Angst hat, seine Gedanken über Gott gründlich zu hinterfragen, weil er befürchtet dadurch festzustellen, dass es Gott nicht gäbe. Mangelt es ihm bereits an Glauben, Zweifel wird den Glauben – welcher gar nicht vorhanden ist – auch nicht verdrängen. Wer dann seine Zweifel verdräng, bleibt in seinem Unglauben. Wer dann seinen Zweifeln folgt, wird wie Tomas wieder zum Glauben finden und zwar stärker und tiefer als zuvor.

    Vielleicht hat jemand auch Angst, seine Gedanken über Gott gründlich zu hinterfragen, weil er befürchtet, dass er einiges nicht verstehen wird und darin Gott nicht annehmen könnte.
    Eine solche Schlussfolgerung ist für mich nicht mehr möglich, seit ich mir eingestanden habe, dass ich mich selbst oft nicht verstehe, mich darin aber trotzdem annehmen will und kann.
    Die Dinge jedoch, die ich über mich verstehen lernen kann, helfen mir mich selbst besser anzunehmen. Und die Dinge, die ich über Gott verstehen lernen kann, helfen mir in meiner Beziehung zu Gott.
    In beiden Fällen führt mich der Zweifel über Gott näher zu Gott.

    Ganz anders ist es mit dem Zweifel an Gott. Wenn ich an Gott zweifle, bin ich unentschlossen, wie fest ich ihm vertrauen will. Einmal vertraue ich voll auf Jesus, dann mehr auf mich selbst oder meinem Verstand, dann mehr auf einen Lehrer, wieder vorwiegend an Gott und dann wieder nicht. Ich dreh mich im Kreis und vertrau am Schluss gar niemanden mehr.
    Wenn ich an Gott zweifle, habe ich einmal zum Ziel ihm zu dienen, im nächsten Moment geht es mir nur noch um seine Schöpfung, dann nur noch um mich und letztlich um gar nichts mehr.

    Wenn ich an Gott glaube, vertraue ich ihm, auch wenn ich ihn nicht verstehe, folge ihm, auch wenn ich mich nicht danach fühle, und bin überzeugt, dass es sich lohn ihm zu dienen, auch wenn es mich viel kosstet.
    Wenn ich an Gott zweifle, schwanke ich zwischen Glauben und Unglauben hin und her, bin unbeständig und werde dadurch den Glauben, den ich noch habe, nach und nach verlieren.
    Aber sogar der Zweifel an Gott ist mehr als gar kein Glauben.
    Der Zweifel über Gott jedoch treibt mich dazu an, in besser kennenlernen zu wollen.
    Dadurch wird mein Glauben gestärkt.

    Vielleicht zweifelst du gar nicht an Gott und du hast auch keine Zweifel über Gott… dann freue dich.
    Vielleicht aber gelten deine Zweifel dir selbst. Du weisst nicht, ob dein Glaube stark genug ist, ob dein Verständnis weit genug, deine Erfahrungen bedeutend genug oder dein Leben wertvoll genug ist. Dann habe ich gute Nachrichten für dich. Nicht deine Fähigkeiten und nicht die Stärke deines Glaubens, sondern die Stärke von dem, an den du glaubst, gibt dir Halt.
    Oder um es in den Worten von Hudson Taylor (1832-1905) zu sagen:

    „Ich hab keinen grossen Glauben,
    aber ich glaube an einen grossen Gott.“

     
    Ich Liebe Gott über alles; liebe alles was er tut; glaube, dass er mich gemacht hat. Wie kann ich dann mich selbst nicht lieben?

    Mein Gott ist gross!

    starkAm Anfang schuf Gott Himmel und Erde (Gen 1,1).
    Ja du hast schon richtig verstanden.
    Mein Gott war da schon vor dem Anfang.
    Mein Gott hat alles erschaffen (Kol 1,16), auch Raum und Zeit, auch den Anfang. Mein Gott hat die erste Uhr erschaffen unser Sonnensystem (Gen 1,14).
    Mein Gott sprach es werde Licht! Und es ward Licht (Gen 1,3).
    Wo mein Gott ist, ist keine Dunkelheit (Offb 22,5).
    Mein Gott hat uns sein Leben eingehaucht (Gen 2,7).
    Alles Leben kommt von ihm.
    Wo sich mein Gott zurückzieht, wird alles zu Staub (Ps 104,29).
    Mein Gott ist mächtig, heilig, schrecklich, löblich und wundertätig (Ex 15,11).
    Bei seinem Anblick muss alles Unreine sterben (Ex 33,20).
    Mein Gott ist ein verzehrendes Feuer, ein eifersüchtiger Gott! (Dtn 4,24).
    Er stellt sich gegen jeden der ihm seine Ehre rauben will (Jes 42,8).
    Mein Gott brüllt wie ein Löwe (Jes 31,4).
    Vor seinem Zorn bebt die Erde, und die Völker können sein Drohen nicht ertragen. (Jer 10,10). Sein Zorn brennt wie Feuer, und Felsen zerspringen vor ihm (Nah 1,6). Sein Urteil ist heilig, gerecht und gut (Röm 7,12).
    Mein Gott wird jeden Menschen Richten (1 Petr 4,5).
    Er wird sich an allen seinen Feinden rächen (Jer 46,10).
    Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Hebr 10,31).
    Im Himmel ist einen Kampf entbrannt: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel (Offb 12,7).
    Aber niemals kämpft Gott mit dem Teufel.
    Mein Gott herrscht mitten unter seinen Feinden (Ps 110,2). Sodass alles, auch alles Üble, dem Besten dienen muss (Röm 8,28).
    Doch am Tag seines Zorns wird er zerschmettern die Könige (Ps 110,5).
    Wer dann nicht zu Gott hält, wird in den zweiten Tod geworfen (Offb 20,14).
    Da gibt es keinen Kampf da gibt es nur Sieg.
    Mein Gott ist JHWH. Mein Gott ist der, der er ist (Ex 3,14).
    Gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit (Hebr 13,8).
    Mein Gott verändert sich nicht (Mal 3,6).
    Auf meinen Gott kannst du dich verlassen (Jer 17,7).
    Seine Hand ist nicht zu kurz, um zu retten und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören (Jes 59,1).
    Mein Gott beschirmt mich, wie Vögel es tun mit ihren Flügeln, er beschützt mich, errettet mich, schont mich und befreit mich (Jes 31,5).
    Mein Gott umgibt mich von allen Seiten (Ps 139,5).
    Mein Gott weiss alles (Sp 15,3),
    sogar wie viele Haare ich auf dem Kopf habe (Mt 10,30).
    Mein Gott versteht mich, sogar in meinem Leiden (Hebr 4,15).
    Mein Gott liebt mich, sogar in meiner Sünde (Röm 5,8).
    Mein Gott hat mich gesegnet mit allen himmlischen Segnungen (Eph 1,3).
    Mein Gott erhebt mich in seine Herrlichkeit hinein (Röm 8,17).

    Mein Gott ist gross!

    Geheilt

    Aufgrund von meinem Bericht „Es hat nicht geholfen! – Er hat doch geholfen!“ wurde ich diese Woche gleich zwei Mal gefragt wie es eigentlich zu meiner Heilung gekommen ist. Hier meine Antwort.

    Hmmm als ich langsam merkte, dass ich nicht so schnell wieder gesund werde, fingen scheinbar alle meine Freunde an zu schwärmen über Gottes Kraft, dass er heute noch Wunder tut und jeden heilen will, wenn wir nur glauben. Ich war ziemlich genervt… sollen sie doch für mich beten, wenn sie so viel Glauben haben. Aber dass konnten sie nicht, wollten nicht oder waren sich gar nicht bewusst, wie schlecht es mir ging.
    Selbst betete ich fast ununterbrochen für Heilung und erlebte Gott grundsätzlich schweigend. Es vergingen hunderte von Stunden im Gebet, bis ich merkte, dass Gott schon mit mir sprechen wollte aber nicht, wenn ich ihm vorschreibe, was er zu sagen habe. Gott machte mir klar, dass die Krankheit nicht von ihm kommt. Sie ist nicht gut. Trotzdem werde er sie nicht einfach wegnehmen. Was ich wünschte war, dass Gott mich zurücknimmt in das unbelastete Leben, welches ich vorher genoss. Und genau dazu war Gott nicht bereit. Mein Leben zurück zu spulen würde heissen ca. 1 Jahr von meinem Leben zu verwerfen und Gott will nicht eine Sekunde davon verschwenden.
    Darüber war ich nicht gerade begeistert. Sagte Gott, dass ich nicht einverstanden bin, klagte ihn an fluchte ihn an, wurde richtig wütend auf Gott und auf Christen, die mir mein Leben lang erzählten, dass es einem gut geht, wenn man Gott nachfolgt. Ich folgte Gott nach aber gut ging es mir ganz bestimmt nicht. Dann realisierte ich etwas, was mich zu tief beeindruckt. Obwohl ich Gott anschrie, ihm alle Schuld gab und ihn zutiefst beleidigte, wich er nie von meiner Seite. Er blieb bei mir, lies mich nie los. Und ich merkte, dass ich diesem Gott auch nachfolgen will, wenn es mir nicht gut geht. Trotzdem ich wurde immer schwächer, hatte Mühe überhaupt noch zu denken, geschweige denn zu beten. Dann erzählte mir eine ältere Frau, dass die Israeliten im Krieg nicht ihre besten Solldaten an die Front schickten, sondern ihre Musiker. Dass Loblieder, für Gott, ihrem Sieg immer vorausgingen. So wollte auch ich Gott Loben noch bevor der Sieg über mein Leid kam aber ich konnte nicht, so bat ich den Heiligen Geist er möge doch für mich übernehmen und durch meine Stimme Gott loben und tatsächlich fing ich an, Loblieder zu singen. Lieder, die ich kannte, aber ich fühlte mich komplett passiv dabei. Es war als würde ich mir selbst zuhören. Und das – denke ich – war der erste Schritt zur Heilung. Ein paar Monate Später besuchte ich eine christliche Konferenz. Nicht ganz freiwillig, hatte was anderes vor wurde aber versetzt so entschied ich mich, anstatt gefrustet nach Hause zu gehen, an diesem Anlass teilzunehmen, obwohl er schon längst begonnen hat. Als ich ankam, sprach der Redner über Befreiung … mehr habe ich nicht mitbekommen, vielleicht sprach er von Drogen aber das war mir egal ich wollte Befreiung und betet: „Ja Herr befreie mich“. Nicht mehr, nur diese Worte und sofort spürte ich wie eine Last von mir fiel. Ich weiss bis heute nicht wer oder was mein Krafträuber war aber in diesem Moment ist er gegangen. Was nicht heisst, dass ich gleich wieder fit war. Zu lang war ich überbelastet so wusste ich, dass es Monate dauern wird, bis ich mich erholt habe aber ich wusste, dass ich mich erholen werde. Ca. 9 Monate später reiste ich mit meinem Vater nach Amerika, wo er aufgewachsen ist. Ich sah viele wichtige Lebensstationen meines Vaters, lernte ihn einiges näher kennen und freute mich auch riesig an der Natur. Und dann kam es, völlig unerwartet, ich verspürte wieder Kraft in der Freude. Eigentlich hatte ich durch die ganze Leidenszeit vieles, worüber ich mich freuen konnte, aber die Freude gab mir keine Energie mehr. Diese kam zurück – und wie. Ich musste mich bewegen wie ein Kind und tanzte die Strasse hinunter. Zudem versprach mir Gott, dass ich nie mehr in den Zustand der kraftlosen Freude fallen werde. Was mir sehr viel bedeutet. Danach vergingen vielleicht weiter 3 Monate, bis ich mich ganz erholt hatte und ich körperlich wieder voll belastbar war. Seelisch jedoch trage ich Wunden – teils bis heute. Lange klagte ich Gott an, dass er mir so viel zugemutet hat. Ich wusste, wie ich andern vergeben kann, ich wusste, wie ich mir selbst vergeben kann, aber Gott vergeben? Wie soll das gehen? Davon erzählte ich einmal einem alten Pfarrer. Er sagte kein Wort, fing an zu weinen und umarmte mich… Dabei erlebte ich innere Heilung, die vielleicht noch bedeutender war als die Körperliche.
    Vorletztes Jahr traf ich mich regelmässig mit einem therapeutischen Seelsorger und konnte einige Lebenslügen und Abwehrmechanismen verlernen, die ich mir dazumal angeeignet habe. Dazu lernte ich, all meinen Frust möglichst sofort vor Gott zu bringen. Ja ich klage Gott immer noch an – sogar noch häufiger als zuvor. Heute weiss ich, dass sich Gott sogar darüber freut. Denn, wenn ich es ihm nicht vorwerfe, dann verstecke ich es vor ihm wie sich Adam und Eva versteckt haben. Wenn ich ihn aber anklage, dann wende ich mich ihm zu, und zwar mit allem, was ich bin und habe. Genau das wünscht sich Jesus.
    Heute geht es mir besser als je zuvor und ich liebe Gott mehr als je zu vor.
    Nur manchmal holt es mich ein z.B. Wenn ich Leid von Andern mitansehen muss und nichts dagegen tun kann. Dann bestürme ich Gott, weshalb er eigentlich nicht eine Welt schaffen konnte in der Leid schlicht unmöglich ist… Solche Gedanken habe ich z.B. Vor ein paar Wochen in einem Blog-Post verarbeitet. Mit dem Titel „Ist die Hölle wirklich schlimmer als das Leben?“

    Ich halt dich in meinen Händen

    HaendeAn einem Lobpreis Abend vor einigen Jahren erhob ich meine Hände, um Gott anzubeten, um ihn zu ehren. Plötzlich viel meine Aufmerksamkeit auf einen Freund der einige Meter vor mir stand und ich fragte Gott ob er mir vielleicht etwas über oder für ihn sagen möchte.
    Ich bekam keine verbale Antwort doch spürte ich, dass ich ihn umarmen soll. So lief ich zu ihm hin und gab ihm eine Seiten-Umarmung. Er lies sich halten wie ein Kind. Später erzählte er in der Gruppe, dass ihn jemand während der Lobpreiszeit umarmt habe, er sich bewusst nicht umgewandt hat, gar nicht sehen wollte, wer ihn hielt, weil er es einfach von Gott her annehmen wollte. Gott, der ihm dadurch sagt: «Mein liebes Kind, ich halt dich fest.» Soweit ich weis, hat er nie erfahren, welchen Arm Gott dafür benutzt hat.

    Heute war ich zu Besuch in einer Kirche. Ich freute mich einfach Gast zu sein und wurde sehr herzlich begrüsst. Jemand brachte mir Kaffe und ein Gipfeli, noch bevor der Gottesdienst begann und ich genoss es einfach vor Gott zu kommen ohne irgendwelche geistliche Verantwortung zu tragen. Als wir aufstanden, um Gott ein paar Lieder zu singen viel mir eine Frau auf. Ich verspürte einen inneren Drang, für sie zu beten. So ging ich zu ihr hinüber, um sie zu fragen für was ich beten darf. Um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, legte ich meine Hand auf ihre Schultern. Sie aber blieb regungslos.
    Obwohl sie mich nie ansah, spürte ich, wie sie sich entspannte und sah, wie sich eine Träne von ihren Augen löste. So legte ich meinen Arm um sie und hielt beid ihre Schultern mit meinen Händen. Für einige Sekunden standen wir so nebeneinander vor Gott, und obwohl ich sie jetzt auch nicht mehr ansah, spürte ich jede Träne, die über ihre Wangen liefen. Mehr noch ich spürte jede Träne, die sie zurückhielt. Während mir das bewusst wurde, kam mir in den Sinn, dass ich ja für sie beten wollte, merkte aber auch gleich, dass ich weder ihr noch Gott etwas zu sagen hatte, was ich nicht bereits mit meinen Händen zum Ausdruck brachte: «Du bist kosbar, ich halte dich in meinen Händen, ich sehe alle deine Tränen, auch die, die du verschluckt hast.»

    Sie weis wohl genau so wenig, mit welchen Händen Gott sie hielt, wie ich weis, worüber sie geweint hat. Das Entscheidende dabei ist: Gott weis beides!

    Ich glaube, es gibt nichts Schöneres, nichts Ehrenvolleres, nichts Erfüllenderes, als die Hände, Beine, Arme und Füsse des Herrn zu sein.

    Zurück in meiner Sitzreihe achtete ich erstmals auf das Lied, welches die Gemeinde gerade sang. Ich kannte es nicht aber es ging darum, dass Gott uns in seinen Armen hält.

    Oxymorons

    Ich sag jetzt mal gar nichts! Denn ich weiss, dass ich nichts weiss und was ich sage, stimmt nicht.
    Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich Intoleranz nicht tolerieren kann.
    Öffentliche Intimität und freizügige Scham sind schrecklich schön.
    Sag niemals nie.
    Es ist falsch zu moralisieren.
    Es wird sich immer alles verändern.
    Ich bin demütiger als du!
    Der Mensch ist gut aber die Menschheit verdirbt ihn.
    Absolute Wahrheit gibt es nicht.
    Ein absichtliches Versehen.
    Eine zufällige Ordnung.
    Freiheitszwang
    Egoistische Liebe.
    Eile mit Weile.
    Verdiente Gnade.
    Der weisse Mann ist rassistisch!
    Männer sind sexistisch!
    Gott sei Dank bin ich Atheist!
    Ich glaub nicht an Gott, weil ich von ihm enttäuscht wurde.
    Lieber ein schlauer Dummkopf als ein dummes Genie.

    Gestern habe ich wohl das schönste Kompliment meines Lebens bekommen.
    Jemand soll über mich gesagt haben: „Jedes Mal, wenn er den Mund öffnet, wird meine Liebe zu Jesus ein bisschen grösser“.
    Wow… was soll ich dazu noch sagen… ich liebe dich Jesus!

    Ist die Hölle wirklich schlimmer als das Leben?

    Ich war etwa 16 Jahre alt, besuchte einen Jugendgottesdienst und betete für einen leicht älteren Teenager. Ich konnte nicht verstehen wieso oder wie, aber dieser Teenie war offensichtlich dämonisch belastet. Teils aus Unerfahrenheit, teils aus Schmerz wurde ich ziemlich laut. Ich schrie den Dämon an. Wiederholte immer wieder ein Wort, welches ich selbst nicht verstand – möglicherweise war es der Name, des Dämons. Bald schob mich ein reiferer Christ sanft zur Seite. Dann betete er selbst für den Teenie. In einer Seelenruhe befahl er dem Dämon, dass er gehen muss.

    Die Spannung, die ich verspürte, als ich für diesen Teenager betete, ist schwer zu beschreiben und doch glaube ich, dass es eine Zerrissenheit ist, die viele nachfühlen können.
    Es war als würde ich diese Person an den Fingerspitzen festhalten, während diese über eine Klippe hing und ein Monster an den Beinen hochkrabbelte. Ich hatte keine Zweifel, dass ich – oder besser gesagt Gott durch mich – diesen lieben Menschen festhalten kann, doch hatte ich Angst mich so fest an den Fingern festzukrallen, dass ich sie zerquetschen könnte. Auch fragte ich mich ob der Schmerz so an den Fingern zu hängen nicht schlimmer sei als der Aufprall nach einem Fall.

    Wieso lässt Gott uns nicht einfach fallen?
    In der Bibel steht, dass Gott einen glimmenden Docht nicht auslöscht und ein geknicktes Rohr nicht abbricht (Jes 42,3). Aber macht er uns damit einen Gefallen? Kann es nicht sein, dass das verkrampfte Festhalten am Leben unerträglicher wird als die Hölle selbst?

    Überhaupt fällt es mir schwer zu glauben, dass die Hölle so schlimm ist. Nach Augustinus (354-430 n.Chr.) existiert Übel nicht wirklich, es ist einfach die Abwesenheit von Gutem, so wie die Dunkelheit Abwesenheit von Licht und Kälte Abwesenheit von Wärme ist. Demnach ist der Tod nichts anderes als die Abwesenheit vom Leben und oder die Abwesenheit Gottes.
    Leid ist ein Verlust von etwas Gutem.
    Bei absoluter Gottverlassenheit haben wir nichts mehr, was wir verlieren könnten.
    Wenn es aber nichts mehr zu verlieren gibt, wie kann man dann noch leiden?
    Niemand friert bei absoluter Kälte, weil wir unter einer gewissen Temperatur gar nichts mehr fühlen können. Sind wir in der Hölle nicht erst recht gefühlslos und somit unfähig zu leiden?

    Ich überlegte mir, dass wir vielleicht an unseren Erringungen leiden werden.
    An allen Möglichkeiten, die wir gehabt hätten, aber nicht genutzt haben. Am Wissen, das wir mit Gott Leben hätten, es für uns aber nicht mehr erreichbar ist; wir bei Gott in unverdorbener Liebe leben würden; wir mit Gott kreativ sein könnten; wir dazu verdammt sein werden, dieses Bewusstsein in aller Klarheit zu behalten und wir nichts mehr daran ändern können.
    Wenn mich Gott vor einer so hoffnungslosen Ewigkeit bewahren will, bin ich ihm von Herzen dankbar. Auch in allem Zeriss den ich erlebe und miterlebe.

    Vielleicht irre ich mich über die Hölle. Vielleicht sind es ganz andere Quallen, die Jesus beschreibt (Mk 9,47f; Lk 16,23f).

    Aber da ist noch ein viel wichtiger Gedanke.
    Jesus philosophiert nicht, er weiss was uns in der Hölle erwartet, was uns im Himmel erwartet und offensichtlich glaubt er, dass es sich lohn an deinem Leben festzuhalten. Im Glauben auf Jesus kann Paulus sagen, dass unsere Leiden auf Erden nichts sind im Vergleich zu der Herrlichkeit, die wir bei Gott empfangen werden (Röm 8,18).
    Jesus aber glaubt nicht, er weiss, was auf dem Spiel steht, und hat sich entschieden, dass es sich lohnt. Er nimmt nicht nur in kauf, uns leiden zu sehen, er setzt sich selbst all unseren Schmerzen aus.

    Ich bin beeindruckt von ihm, dass er uns in all unserem Leid nicht allein lässt.
    Jesus ist nicht der Held, wie ein Ritter mit glänzender Rüstung, der sieht, dass wir im Sumpf stecken, am Rad steht, uns ein Seil entgegen wirft, und ruft: „Da Halt dich fest ich zieh dich da raus“.
    Nein er springt selbst in den Sumpf, hält uns fest und sagt:
    „Keine Angst ich trag dich da durch“.

    Eine intensive Aura

    Ich wurde spontan zu einer Gebetsgemeinschaft eingeladen, die mich tief bewegte. Ich war auf dem Heimweg, etwas verträumt und emotional voll auf Gott ausgerichtet, als mich ein Inder ansprach: „Du hast aber eine intensive Aura!“ Ich wusste zwar nicht genau, was er meinte, konnte mir aber gut vorstellen, dass ich etwas Spirituelles ausstrahle, immerhin fühlte ich mich mit Gott aussergewöhnlich starch verbunden

    Aber was will dieser Mann von mir? Will er wissen, wo meine Aura herkommt, soll ich ihm von Gott und seiner Gnade erzählen? Übrigens strahlte auch er etwas Spirituelles aus nur ganz anders als was ich von meinem Gott kenne.

    Mir war bald klar, dass er als Lehrer oder als Guru auftrat und wenig Interesse daran hatte etwas von meinem Gott zu hören. Trotzdem fragte ich Jesus ob es OK ist mit diesem Mann zu sprechen.
    Vielleicht kann ja ich etwas von ihm lernen?
    In einer für mich eher seltenen Deutlichkeit sagte mir Jesus, dass ich mit ihm sprechen darf, ich aber kein Kommitment mit ihm eingehen soll.

    Der Inder stellte sich als Yoga Lehrer vor und zeigte mir ein Bild von Kindern in einem Weisenheim, welches er gegründet habe. Er sehe, dass ich eine starke spirituelle Autorität habe, mir aber zwei Chakras verschlossen seien. Er könne mir Helfen diese zu lösen. Er stellte mir viele scheinbar willkürliche Fragen und machte sich ständig Notizen.
    Ein Stück Papier zerknitterte er zu einem kleinen Ball und gab es mir in die Hand.

    „Die Sternen stehen gut für dich“, meinte er und sagte mir eine kurze aber intensive Zeit des Glücks voraus. Danach soll grosses Pech kommen. Ich stehe in Gefahr, mein Glück zu verpassen. Aber er könne mir helfen es zu ergreifen und zu behalten.
    Ich warf ihm vor, dass er mit seinem Wechselspiel von positiven und negativen Versprechen, klassische Manipulation ausübe.
    Überhaupt benutzte er zahlreiche Überzeugungsstechnicken.

    Er begann mit Schmeicheln. Er bat mich um einen Kugelschreiber, obwohl er selbst Schreibzeug dabei hatte. Er nutzte Bilder, um den Beschützerinstinkt in mir zu wecken und präsentierte sich gleichzeitig als hochmoralisch und spirituell überlegen. Dem gegenüber zielte er auf meine Schwächen, die ich aufgrund von meinem Moral einzugestehen habe. Er weckte Interesse durch Andeutungen und betontem Verschweigen von Geheimwissen. Fragte ständig nach meiner Meinung und betonte jeweils (noch bevor ich mich fertig ausgesprochen habe), dass er gleicher Meinung sei – verdrehte meine Worte aber gleich ins Gegenteil. Er machte übertriebene Behauptungen, die er gleich wieder relativierte mit der unausgesprochenen aber spürbaren Forderung, dass ich meine Meinung ebenfalls relativiere.

    Und dann kam es: Er sagte mir, er habe mir drei Vorhersagungen aufgeschrieben, auf dem Zettelchen welches ich immer noch in der Hand hielt. Er forderte von mir ein Versprechen, dass wenn wenigstens eine davon eintreffe, ich seinem Kinderheim eine Spende überweise, soviel wie es mir wert sei, es dürfe auch nur 5 Rp. sein.
    Jop! Genau davon hat Jesus gesprochen als er mich gewarnt hat kein Kommitment einzugehen.
    Mir war klar, dass ich damit für Wahrsagerei bezahlt hätte.

    Ich fragte nach einer Homepage, damit ich mich über das Kinderheim informieren könne und falls mich ihre Arbeit überzeugt ich es auch finanziell unterstützen kann. Machte aber deutlich, dass ich mich nicht dazu verpflichten werde, auch nicht mit 5 Rp.
    Eine Homepage oder weiter Informationen über das Heim wollte er mir nicht geben. So gab ich ihm den Zettel wieder zurück ohne den Inhalt gelesen zu haben und verabschiedete mich.

    Ich hab diesen Yoga Lehrer durchschaut, geistlich und psychologisch und trotzdem wirkte seine Manipulation, ich konnte nicht aufhören zu denken, dass ich irgendetwas verpasst habe.
    Immerhin hat er im Geist gesehen, dass ich mit Gott verbunden bin, weshalb sollte er nicht auch noch etwas anderes gesehen haben, dass mir helfen könnte?

    Ich brachte mein ganzes Gedankenchaos vor Gott und fand bei ihm wieder Ruhe. Gerade weil ich mit Gott verbunden bin, gerade weil ich mich auf keine andere Spiritualität einlassen will, muss ich keine Angst haben, etwas zu verpassen.

    Wenn Stricke reisen

    Stricke reisen

    15 Leute, 2 Hausboote, 1 Woche auf dem Lake Powell. Ein See mit tausenden langgezogenen Buchten im knallroten Gestein von Utah. Überwältigt von der schönen Natur, übersättigt von leckerem Essen, verwöhnt von den besten Margaritas und Martinis die ich je schmeckte. Ein Feuer am Ufer und gute Gespräche während es eindunkelte und wir den glasklaren Sternenhimmel bestaunten.

    Und dann, einen Knall!

    Ein Ankerungsseil ist gerissen.
    Wenn wir anlegten, banden wir jeweils die beiden Boote zusammen und legten links und rechts einen Anker. Weil es an diesem Abend etwas mehr Wind hatte, legten wir auf der Wetterseite zwei. Zum Glück, sonst hätte es uns gekehrt und sehr wahrscheinlich gegen die Felswände geschmettert.
    So schnell wir konnten, legten wir so viele Anker, wie wir irgendwie befestigen konnten und bemühten uns, alle Stricke möglichst gleichmässig zu spannen.
    Das war knapp! Der Wind wurde heftiger und hielt die ganze Nacht an.
    Geschlafen hab ich so wenig wie alle anderen, aber dann sah ich im Halbschlaf zwei Engel, die unsere Boote hielten.

    War das Wunschdenken oder eine Vision? Ich wusste es nicht.
    Zu Gott sagte ich: „Nein, das nehme ich nicht an, denn falls wir dennoch kentern, könnte ich nicht mehr an die Kraft deiner Engel glauben.“
    Stattdessen suchte ich meinen Pass und mein Portmonee zusammen und legte sie neben meine Schwimmweste. Regelmässig stand ich auf und zählte: eins, zwei, … fünf … jop alle Anker liegen noch fest. Die ganze Nach hindurch hielten sie uns, oder waren es doch die beiden Engel?

    Auf jeden Fall haben wir Bewahrung erlebt. Hätten wir nicht von Anfang an einen zusätzlichen Anker gelegt oder wäre der Eine nur wenig später gerissen, so hätten wir keine Möglichkeit mehr gehabt, die Boote sturmfest zu sichern.

    Soeben hab ich den Zug verpasst.

    ZeitEine junge Frau, vielleicht 20 Jahre alt, lief mir mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Mit verzweifeltem Gesichtsausdruck wannte sie sich, einem Mann zu, beim Vorbeigehen hörte ich, dass sie ihn nach Geld bat und ich war froh, dass sie mit ihm sprach und somit nicht mit mir. Aber da hab ich die Rechnung ohne meinen Gott gemacht. Mir wurde klar, was Gott von mir möchte. Ich wannte mich um, sie aber war schon weit weg. Ich suchte sie und enteckte sie aus der Ferne. Wie ein Wiesel raste sie von einer Person zur nächsten. Irgendwann holte ich sie ein und fragte sie, was sie braucht. Sie bat mich nach einem Franken – ich gab ihr 20.-. Sie erzählte, dass sie Fieber hat und ich fragte, ob sie einen Ort zum schlaffen habe. Ihre Augen leuchteten auf und sie erzähle wie sehr sie sich freue seit Kurzem wieder eine Unterkunft zu haben und entschuldigte sich sogleich. Sie wolle mich nicht voll quasseln. Sie fühle sich so allein und erzähle halt jedem der ihr zuhört. Erst dann schien sie zu realisieren, wie viel Geld ich ihr gegeben habe. Wollte wissen, ob das wirklich geht, und versuchte mir die 4 Franken zu geben, die sie schon hatte. Sie bedankte sich nicht direkt für das Geld aber sehr herzlich dafür, dass ich sie angesprochen habe. Ich verabschiedete mich ziemlich knapp und rannte auf den Zug, welcher ich dann doch verpasst habe.
    Jetzt wurde mir klar: Die 2 Minuten Aufmerksamkeit, die ich ihr gegeben habe, waren ihr mehr wert als die 20.- Franken.

    Wieso – frage ich mich – sitze ich auf diesem Perron, wenn ich genau so gut mit dieser verzweifelten Frau sprechen könnte? Aber dafür ist es jetzt zu spät, der Zug kommt, ich steig ein und danke Gott, dass er mein Herz bewegt.