Fasten! aber wieso?

Als junger Christ wollte ich nichts mehr als Jesus nachzufolgen. Wenn mich das etwas kosten soll, nur zu, denn wenn etwas einen grossen Wert hat, darf es auch einen grossen Preis haben.
Manchmal hörte ich von Christen, die fasteten, um Jesus näher zu kommen.
Das wäre so ziemlich der grösste Preis, den ich mir vorstellen konnte, so sehr liebe ich das Essen. Wäre ich bereit mich darauf einzulassen? Für Gott? Ja vielleicht. Aber ich verstand nicht wieso.
Gerade weil ich das Essen so sehr schätze, liebe ich Gott. Essen ist für mich Lobpreis, dabei geniesse ich, was Gott geschlafen hat. Essen ist für mich aktive Dankbarkeit Gott gegenüber.
Natürlich könnte ich auch essen, ohne dabei an Gott zu denken. Aber ich bin wirklich dankbar und ich fühle mich Gott tatsächlich sehr nah, wenn ich esse. Wieso sollte ich damit aufhören?


Um das Essen danach, um so mehr zu geniessen?

Nein, das überzeugt mich nicht. Mann sagt: „Der Hunger ist der beste Koch“. Damit bin ich nicht einverstanden. Nur ein lausiger Koch hat es nötig seine Gäste erst hungern zu lassen, damit ihnen sein Gericht schmeckt. Gott ist kein lausiger Koch. Ich weigere mich strickte gegen aller Theologie, die behauptet, dass wir den Kontrast des Leides brauchen, um das Gute aus Gottes Hand schätzen zu können. Aus meiner Sicht ist das Gotteslästerung. Es stimmt einfach nicht. Im Himmel wird es kein Leid, keinen Mangel geben und wir werden die Gaben Gottes noch mehr – nicht weniger – geniessen als jetzt.


Um mehr Zeit fürs Gebet zu haben?

Nun ich bete vor dem Essen ich bete nach dem Essen ich bete wärend dem Essen…


Weil es gesund ist?

Ok das leuchtet mir ein. Aber dann ist es eine Fastenkur und nichts Spirituelles. Wenn jemand behauptet zu fasten, um Gott näher zu kommen, es ihm aber in Wahrheit um Entschlackung geht oder einfach nur ein paar Kilo abnehmen will, ist das geheuchelt. Dass will ich bestimmt nicht.


Um Gott zu zeigen, wie ernst es dir ist?

Um ehrlich zu sein, für mich klingt das nach Hungerstreik. Ich hab einen Wunsch, du sollst ihn erfüllen, weil du ihn mir nicht erfühlst, esse ich nicht. Jetzt geht es mir verschissen und du Gott bist schuld daran.
Nicht gerade die Art von Beziehung, die ich mit Gott haben will.


Es macht keinen Sinn aber es funktioniert!

Diese Antwort bekam ich von meiner Teamleiterin bei meinem Praktikum mit MetroWolrdChild. Es ist die einzige Antwort, die mich überzeugte. Also probierte ich es aus.

Hier meine Erfahrungen:

Das erste Mal fastete ich wären meinen Ferien. Ich hab viel geschlafen und erlebte die Zeit als erholsam. Ich verbrachte viel Zeit alleine und hatte nicht das Bedürfnis mich ständig abzulenken. Es viel mir auch viel leichter mich z.B. von pornographischen Videos fernzuhalten. Zum Beten hab ich mir nie wirklich Zeit genommen aber ich verbrachte den Tag bewusster mit Gott.

Als ich mich das erste Mal zum Fasten während der Arbeit entschied. War meine grösste Sorge, meine Arbeitskollegen könnten mich fragen, wieso ich nicht esse. Ich wusste ja selbst nicht wieso. Zu der Zeit arbeitete ich über ein Temporärbüro und habe gerade an einem neuen Arbeitsort angefangen. Als einer meiner neuer Kolegen hörte, dass ich gläubig sei meinte er nur: „Aber hoffentlich nicht so extrem, dass du fastest und so… vor Kurzem hat hier jemand gearbeitet der deswegen fast vom Dach gefallen ist“. Das war der Tag, an dem ich mit Fasten anfangen wollte. Ich wollte nicht unverantwortlich sein und frage Gott. Gott fragte zurück ob ich meine Kraft von ihm oder vom Essen empfangen will. Ich entschied mich, darin auf Gott zu vertrauen, fastete und hatte nicht ein Mal ein Gefühl von Hunger oder Schwäche.
Krass war für mich, als ich wenig später den Znüni vergessen habe und mich den Hunger bis zum Mittagessen so sehr plagte, dass ich fast nicht mehr arbeiten konnte.

Als ich das erste Mal länger als eine Woche fastete, merkte ich, wie sich meine Wahrnehmung veränderte. Total entschleunigt aber konzentriert konnte ich mehr leisten als zuvor. Ich nahm mich, meine Gefühle aber auch andere viel intensiver wahr und hatte zahlreiche tiefe zwischenmenschliche Begegnungen. Danach war der Fastenbruch tatsächlich ein riesen Fest für mich. Hunger hatte ich nur in den ersten 3 Fasten-Tagen und er überkam mich auch nicht, als ich wieder anfing zu essen. Ich konnte in kleinen Happen einfach nur geniessen und der Geschmack meiner Kochkunstwerke entfaltete sich in meinem Mund sehr viel intensiver als ich es sonst erlebe.

Total motiviert von diesem Erlebnis startete ich in meine nächste Fastenzeit. Die ersten Tage fühlte ich mich, schlapp, gerädert, ja richtig krank als hätte ich eine Lebensmittelvergiftung. Wahrscheinlich hab ich tatsächlich irgendeine Entgiftung durchgemacht. Wahrscheinlich hat es meiner Gesundheit gut getan, aber es hat mich auch gedemütigt. Es zeigte mir, dass ich kein Rezept für ein besseres Leben gefunden habe. Mir wurde bewusst, dass es reine Gnade war, dass es mir die anderen Male so leicht gefallen ist. Aber selbst das Leiden trieb mich konstant und sehr bewusst in die Nähe Gottes.

Bei meiner letzten Fastenzeit nahm ich zuerst Abführ-Salz ein, um den Darm zu entehren. Aus körperlicher Sicht wird das Fasten dadurch tatsächlich viel einfacher. Denn sobald der Verdauungstrakt nichts mehr zu tun hat, hat der Körper wieder neu Energie für anderes und das Hungergefühl hört auf. Aber das Hungergefühl ist nicht nur schlecht… es stellt ständig die Frage: „Wieso tust du das überhaupt?“ Wenn deine ehrliche Antwort lautet: „Um Gott näher zu sein“, wirst du die ganze Zeit ununterbrochen immer auch Gottes Nähe suchen. Dafür lohnt es sich, zu fasten.

Ich habe versagt

Die Emotionen stiegen über Wolkenkratzer hinaus und die Wut zehrte bitterlich. Die wohlwollenden Worte der Beistehenden, wirkten vorschnell und haltlos auf mich und schienen die Situation eher aufzuheizen als zu entspannen. Ich entschied mich das Ganze zu unterbrechen, bevor es eskaliert. Mit nur einem einzigen Satz löste ich die Runde auf. Genau das, was ich wollte. Aber ein Erfolg war es nicht. Erst später realisierte ich was ich getan habe. Treffsicher traf ich eine der tiefsten Wunde der einen, mit einer solchen Wucht, dass es zu einem emotionalen Kurzschluss kam. Gleichzeitig unterstellte ich einer anderen Person, die Situation zu unterschätzten.
Ooh, wie ich mich irrte!
Ich war derjenige, der die Situation unterschätzte. Ich wir derjenige, der sich vorschnell und rückhaltlos einmischte und die Situation zum Eskalieren brachte.
Darauf hin zeigten sich die beiden überaus verletzlich und fanden so zu neuem Vertrauen, welches (teils) durch mich gestört wurde. Ich jedoch zeigte mich von meiner stärksten Seite. Dem Boss, der alles unter Kontrolle hat, der Anweisungen gibt, wie sich andere zu verhalten haben und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, um somit auch die anderen zu beruhigen.
Während dem sich die Anderen immer und immer wieder führ ihr Verhalten entschuldigten, bekam ich nur Dank.
Und das nicht unbegründet.
Ich Glaube, dass Gott durch mich ein Stück Heilung in die Situation brachte. Dass er dafür nicht nur die Stärken, die er in mich gelegt hat, nutzte, sondern auch meine Fehltritte, meine Ignoranz, falsche Dominanz und sogar meine Gefühlskälte.
Das macht Gott nicht kleiner, sondern grösser.
Es zeigt mir wie Jesus der König ist, dem sogar alles Schlechte dienen muss.
Daran kann ich mich von Herzen freuen.

Doch alle Ehre dem, dem die Ehre gebührt: meinem Herrn Jesus Christus.

Lebensmüde und die Hoffnung des Lebens

Kerze
Das etwas ältere Kind in der Sonntagschule, der Arbeiter im Familienbetrieb, das gleichaltrige Mädchen aus dem Dorf zusammen mit ihrer Freundin, der Junge aus meiner Klasse.
Das waren die ersten fünf Todesfälle von Menschen, die ich persönlich kannte und sie alle haben ihr Leben selbst beendet.

Es ist Weihnachtszeit, die Zeit in der sich Licht und Dunkelheit am nächsten sind. Kurze Tage dafür viele Kerzen. Viel Feierliches aber auch viel Einsamkeit. Engel, die den Himmel erhellen und Jesus, der in einem düsteren Stall geboren wurde.
Während die Einen die Hoffnung des Lebens feiern, fühlen sich andere besonders hoffnungslos. Letztes Jahr wurde ich mehrfach fast Schlag auf Schlag mit Suizid konfrontiert und dann in nur einer Woche gleich von drei Personen gefragt, ob Gott den Freitod vergeben kann. Meine Gedanken, die ich dazumal verfasst habe, hab ich auch in den letzten Wochen gleich mehreren Personen vorgelesen. Gestern wurde ich gebeten, diese Worte zu veröffentlichen.

Es ist Gott, der uns Leben schenkt. Leben ist das Wertvollste, dass wir haben!
Sünde ist immer dann, wenn etwas Wertvolles schaden nimmt. Darum ist Mord eine der schlimmsten Sünden. Von dem her macht es keinen Unterschied ob jemand, das Leben von einem Anderen beendet oder sein eigenes.
Aber die Motivation dazu ist wahrscheinlich ganz anders und emotional gibts es grosse Unterschiede. Es ist viel einfacher Sympathie zu haben für jemanden der aus Verzweiflung sein eigenes Leben beendet, als für jemand der aus Hass das Leben eines Anderen nimmt.
Jemand der sich überlegt, sich selbst zu töten, wird wahrscheinlich auch glauben, dass er/sie für seine Angehörigen vor allem eine Last ist, dass es für seine Liebsten wahrscheinlich besser wäre, wenn es ihn gar nicht geben würde.
Nichts könnte weiter entfernt sein von der Wahrheit. Für die Hinterbliebenen ist ein Selbstmord eine fast untragbare Belastung. Bei einem Mord hat man wenigstes einen Bösen, jemand der ganz klar schuldig ist. Aber bei einem Selbstmord ist das überhaupt nicht klar. Die Liebsten werden sich unweigerlich selbst anklagen. Sich selbst die Schuld dafür geben; werden sich ihr Leben lang fragen, was sie falsch gemacht haben oder wo sie eine Gelegenheit verpast haben, um zu helfen. Im schlimmsten Fall werden sie daran verzweifeln und sich selbst das Leben nehmen.
Suizid ist ansteckend.
Du fragst, ob Gott Selbstmord vergeben kann. Und Ja! das kann er bestimmt. So wie jede andere Sünde auch.
In den Himmel kommt: wer schon vorher eine Beziehung mit Jesus will, ihm seine eigene Sündhaftigkeit bekennt und seine Vergebung dafür in Anspruch nimmt, Jesus schon jetzt als Herr annimmt und ein Leben nach seinem Willen führen will. Denn im Himmel ist Jesus König, jeder der zu ihm gehört, wird in sein Reich kommen.

Jesus liebt das Leben. Niemals ist es sein Wille, dass jemand Selbstmord begeht. Suizid ist Ungehorsam Gott gegenüber. Der Gedanke daran, dass die letzte Handlung vor dem Tod Rebellion gegen Gott war, find ich einfach nur schrecklich. Aber bei Jesus sind alle willkommen die zu ihm gehören, auch dann, wenn sie ihm nicht gehorchen.
So glaub ich schon, dass es Menschen im Himmel geben wird, die sich selbst das Leben genommen haben. Aber ich glaube auch, dass Gott eine viel bessere Lösung für sie bereit gehabt hätte.

Frohe Weinachten wünsche ich allen Fröhlichen.
Und den Traurigen, dass Ihr Menschen habt, die mit euch weinen.

Kann ich zu dir hoch kommen?

Gartenhaus
Ich strich die Ziegelleisten* vom Gartenhaus. Dafür stieg ich aufs Dach, bewaffnet mit Pinsel und Farbkübel. Meine Schwester kam raus, um zu sehen, was ich mache. Nicht gerade vorbildlich, wie ich mich über die Dachkante lehnte ganz ohne Sicherheitsvorrichtung. Sie ist nicht meine leibliche Schwester aber ich fühle mich mit ihr stark verbunden und zu der Zeit wohnten wir beide bei meinen Eltern. Sie kam nicht heraus um mich zu schelten, wollte mir einfach etwas Gesellschaft leisten, was ich sehr schätzte. Sie fragte mich, ob sie zu mir aufs Dach kommen kann und ich sagte „Ja“ als hätte sie mich um Erlaubnis gebeten. Aber sie brauchte meine Erlaubnis nicht, sie brauchte meine Bestätigung. Sie stand noch nie auf einem Dach. Ich bin Zimmermann und liebe es auf den Dächern zu gehen und die Aussicht über andere Häusern hinweg zu geniessen. Sie wusste nicht, ob sie das kann. Ich wusste, was es dazu braucht und traute es ihr zu. So half ich ihr aufs Dach und erklärte ihr, dass sie aufrecht stehen soll. Sie stand auf und war erstaunt wie leicht sie auf den Ziegeln, wie auf einer Treppe, hochlaufen konnte. Oben am First angekommen blieb sie sitzen, hielt mir den Farbkübel und ich freute mich, mich mit ihr unterhalten zu können.
Wieder herunter zukommen – ohne herunter zufallen – erwies sich als wesentlich schwieriger, aber mit meiner Hilfe schaffte sie auch das gefahrlos. Später erzählte sie mir, dass ihr dieses kleine Abenteuer zur geistlichen Lehre wurde. Wenn sie sich selbst gefragt hätte, ob sie auf dem steilen Dach gehen könnte, hätte sie es kaum gewagt aber sie fragte mich, sie glaubte mir und erfuhr, dass sie mehr kann, als sie sich selbst zugetraut hätte. Auch hörte sie auf meine Anweisung besser aufrecht zu stehen, entgegen dem natürlichen Instinkt niederzukauern. Dadurch wird die Angriffsfläche der Fusssole verringert, das Gleichgewicht gestört und die Wahrscheinlichkeit runterzupurzeln massiv erhöht. Das alles wusste sie nicht, oder war ihr zumindest nicht bewusst, aber sie vertraute mir und stand deshalb sicher.

Ist es nicht genauso mit Gott?
Wenn du Gott fragst „Kann ich zu dir kommen?“ führt er dich womöglich an Orte, die du dir niemals zugetraut hättest. Mit Gott unterwegs zu sein kann auch ganz schön gefährlich werden. Aber wenn Gott dir sagt „Ja das kannst du!“ brauchst du keine Angst vor Versagen zu haben.
Und wenn du dich an seine Anweisungen hältst, wirst du trotz Gefahren sicher stehen.

*Abschluss vom Vordach in der Dachschräge gleich unter den Ziegeln.

Die kleine Sünde

„schoeggeli“Ich bin gern bei meiner Grossmutter. In ihrer gemütlichen Stube tickt die Zeit etwas langsamer als sonst. Ihr ehrliches Interesse, wie es mir geht und ihre Gastfreundschaft ist eine Wohltat für meine Seele.

Vor einiger Zeit besuchte ich sie mit meinen beiden Nichten also ihren Uhrgrosskindern. S’Grossmuätti hatte ein Körbchen voll mit Schöggeli und gab uns allen eins. Meine beiden Nichten verschlangen ihre Schockolade in einem Atemzug. Eines der beiden Mädchen wartet darauf bis ihre Uhrgrossmutter etwas abgelenkt war, um dann zum Körbchen zu schleichen und sich schnell ein zweites Schöggeli in den Mud zu stopfen. S’Grossmuätti hat es nicht gesehen aber ich hab es gesehen und fragte mich, was ich jetzt tun soll.

Ich wusste, dass meine Grossmutter ihr sehr gerne ein zweites Stück Schokolade gegeben hätte, wenn sie danach gefragt hätte. Aber ich wusste auch, dass es sie beleidigen würde, wenn sie erfährt, dass die Kleine sich einfach selbst bedient hat. Ich wollte nicht, dass die Beziehung der Beiden schaden nimmt. Wollte es aber auch nicht ignorieren.

Klar eine Schöggeli zu klauen ist eine ziemlich kleine Sünde, aber wenn sie denkt, dass sie sowas einfach machen kann und es wieder tut und immer mehr tut, kann sehr schnell sehr viel mehr kaputt gehen. So fragte ich mich, ob ich etwas sagen soll oder nicht.
Wass hättest du getan?

Nun ich hatte ja auch ein Schöggeli bekommen und ich hab meines noch nicht gegessen. Als ich sah, dass meine Nichte sich ein zweites Schöggeli genommen hat, schlich auch ich mich zu dem Körbchen und legte mein Schöggeli wieder hinein. Dann nahm ich das Mädchen zur Seite und erkläre ihr, wieso ich das gemacht habe.

Ich hab der Grossmutter genau das zurückgegeben, was meine Nichte ihr genommen hat. Das ist Vergebung. Jetzt schuldet das Mädchen ihrer Urgrossmutter nichts mehr, für meine Grossmutter hat sich gar nichts geändert. Aber auch mir schuldet die Kleine nichts. Denn ich hab mein Schöggeli ja freiwillig gegeben. Und so ist – obwohl sie gestohlen hat – nichts kaputt gegangen.

Und genau das feiern wir an Ostern.
So wie ich mein Schöggeli gegeben habe, um diese kleine Sünde zu vergeben, damit die Beziehung von meiner Nichte und ihrer Urgrossmutter keinen Schaden nimmt.
So hat Jesus sein ganzes Leben geben, um all unsere grossen und kleinen Sünden zu vergeben, damit unsere Beziehung zu Gott keinen Schaden nimmt.

Frohe Ostern!

Hokuspokus im Namen Jesu

Um Bodenplatten zu verlegen, ging mir diese Woche einen speziellen Leim aus. So besuchte ich den Baufachhandel. Da sind Lagerhallen über Lagerhallen, Palette über Palette. Nichts ist ausgestellt, nichts ist angeschrieben, Preise sucht man vergeblich. Eins wurde mir sofort klar: Wer nicht genau weiss was er braucht wird hier nicht fündig. Ich fragte mich durch, bis ich in die richtige Lagerhalle gelang. Dort betrat ich ein kleines Büro. Ein Logistiker stand an der Theke. Er verlor keine Zeit für unnötige Höflichkeiten und kam gleich zur Sache – was mir sehr sympathisch war, schliesslich sollte ich ja auf der Baustelle sein.

„Leim“1. Frage:
Was brauchst du?

2. Frage:
Welche Firma?

3. Frage:
Welche Baustelle?

4. Frage:
Dein Name?

Dann fragte er mich noch, in was für einer Kartusche ich den Kleber haben möchte. Zum Glück denn offensichtlich hat er mich falsch verstanden. Kartuschen werden für einen dickflüssigen Fugenkleber verwendet. Ich brauchte aber unbedingt die flüssige Variante des gleichend Leimes. Dieser kommt in der Tube.
Er gab mir eine Quittung und ein Beleg zum unterschrieben, holte mir das gewünschte Produkt und schon war ich auf dem Weg zur Baustelle.

Jesus verspricht, dass wir alles bekommen, was wir Gott in seinem Namen bitten (Joh 16,23).
Mein Erlebnis im Baufachhandel zeigt mir, was es heisst, im Namen eines Anderen zu bitten.

1. Ich bekomme, wofür ich bitte, ohne dafür bezahlen zu müssen.

2. Ich kann nur im Namen meines Arbeitgebers „einkaufen“.

3. Ich bekomme die Ware nur im Zusammenhang eines Auftrages, den ich zuvor bekommen habe.

4. Ich brauch einiges an Fachwissen, um nach dem richtigen Produkt bitten zu können.

5. Auch wenn ich im Namen meines Arbeitgebers einkaufe, bürge ich mit meinem eigenen Namen, falls ich die Ware nicht nach dem Willen meines Arbeitgebers einsetzen würde.

Hokuspokus ist im Volksmund ein typischer Zauberspruch, der den eigenen Worten eine magische Kraft verleihen soll. Leider wird nicht selten der Namen Jesus zu einem solchen Zauberspruch gemacht. Menschen glauben ihren Gebeten eine besondere Kraft verleihen zu können, wenn sie es mit den Worten: „im Namen Jesu“ abschlissen. Aber Jesus fordert uns nicht auf diese Worte zu verwenden und verspricht uns auch nichts dafür.
Er verspricht: Wenn wir in seinem Dienst stehen, seinen Willen kennen, diesen ausführen und dazu etwas Bestimmtes brauchen und seinen Vater danach bitten, werden wir es ganz bestimmt auch bekommen.

Gott ist gut! Deshalb bist du wertvoll!

Achtung Wochenende. Ich sass in einem Zugabteil mit zwei Kameraden aus meiner Kompanie. Wir fuhren nach Hause, um einige Stunden Freiheit zu geniessen. Meine beiden Kameraden diskutieren heftig.
Der eine meinte: „Du kannst mir nicht beweisen, dass es Gott gibt.“
Der andere im gleichen Tonfall: „Und du kannst mir nicht beweisen, dass es keinen Gott gibt.“

Nun mit einer Patt-Situation gaben sich die Beiden aber nicht zufrieden. Der gläubige Soldat holte aus und schmetterte unserem verdutzen Freund entgegen: „Wenn ich herausfinden würde, dass ich mich irre und ich mit Sicherheit wissen würde, dass es keinen Gott gibt. Würde ich mir die Kugel geben.“

Ich hörte zu und dachte: „Wow, wenn ich Gott nicht bereits kennen würde, wäre das ein ziemlich starkes Argument für mich, Gott nicht kennenlernen zu wollen.

Doch mein Kamerad war nicht so leicht abzuschrecken, wie ich es vielleicht gewesen wäre. Es interessierte ihn wirklich. Er wollte wissen, wie sein Gesprächspartner zu einer solch radikalen Aussage kommt. Der gläubige Soldat erklärte: „Wenn es keinen Gott gibt, gibt es keinen Lebenssinn. Ein sinnloses Leben ist nicht lebenswert, ein solches Leben möchte ich nicht, und ich würde es beenden.“
Er sagte das nicht einfach, weil es krass tönt. Er meinte das wirklich. Aber der atheistische Soldat war überzeugt, dass es keinen Gott gibt und gleichzeitig war er überzeugt, dass sein Leben Sinn macht und lebenswert ist.
Die Beiden redeten völlig aneinander vorbei.

Eigentlich wollte ich mich nicht in das Gespräch einmischen. Es war mir zu rechthaberisch. Aber ich dachte, dass ich ihnen vielleicht helfen könnte, einander zu verstehen und erklärte: „ Als Christen glauben wir, dass Gott etwas von sich in jeden Menschen hineingelegt hat, dass er uns mit einer Absicht geschafften hat und deshalb jeder Mensch Würde hat und jeder Mensch einen Lebenssinn hat.
Wenn du nicht an Gott glaubst, heisst das nicht, dass das Leben für dich sinnlos ist. Aber es heisst, dass du selbst deinem Leben Sinn geben musst.
Was du dir erarbeitest und den Mehrwert denn du in die Gesellschaft hineingibst, macht dein Leben sinnvoll. Ein solcher Lebensinn hast du, wenn du ihn dir verdient hast, und du verlierst ihn wieder, sobald du leistungsunfähig wirst.“

Der bekennende Atheist fühlte sich durch meine Worte bestätigt, dass er nicht an Gott glauben müsse, um Lebensinn zu haben.
Aber damit gab sich mein christlicher Kamerad nicht zufrieden.
„Du musst an Gott glauben, weil du ohne Gott sündig bist.“

Ich war ehrlich beeindruckt – von Beiden – dass sie immer noch miteinander sprechen wollten.

Der Atheist wollte wiesen, wieso ihn sein Nicht-Glauben oder Anders-Glauben sündig macht. „Dies kann man in der ganzen Gesellschaft beobachten“, meinte mein Glaubensbruder. Je weiter sich eine Gesellschaft von Gott entfernt je sündiger wird sie.“ Als Beispiel nannte er die starke Zunahme von Abtreibungen, parallel zur Säkularisierung.
Der durchaus säkulare Soldat war nur nicht damit einverstanden, dass Abreibung eine Sünde ist. Ich realisierte, dass sie sich immer noch aus dem gleichen Grund missverstanden, und mischte mich wieder ein.
„Wenn wir glauben, dass ein Mensch wertvoll ist, weil er Wertvolles tut, dann ist ein Fötus nicht wertvoll, denn es hat noch gar nichts getan. Aber wenn wir glauben, dass dieser gleiche Fötus wertvoll ist, weil er von Gott geschaffen wurde, dann wird durch die Abtreibung etwas Wertvolles zerstört und das ist Sünde; dann sind alle Menschen, egal wie Alt, wie gesund oder wie leistungsfähig sie sind, wertvoll.

Jetzt verstand der Soldat was ich meine, wenn ich sage.
Gott ist Gut, deshalb bist du wertvoll.
„Das ist zwar ein schöner Gedanke“, meinte er, „aber es ist nicht wahr.“

Ich konnte ihn nicht überzeugen (ist auch nicht meine Aufgabe), aber ich danke Gott, dass ich ihm diese biblische Wahrheit bezeugen konnte, sodass er es verstand.

Geheilt

Aufgrund von meinem Bericht „Es hat nicht geholfen! – Er hat doch geholfen!“ wurde ich diese Woche gleich zwei Mal gefragt wie es eigentlich zu meiner Heilung gekommen ist. Hier meine Antwort.

Hmmm als ich langsam merkte, dass ich nicht so schnell wieder gesund werde, fingen scheinbar alle meine Freunde an zu schwärmen über Gottes Kraft, dass er heute noch Wunder tut und jeden heilen will, wenn wir nur glauben. Ich war ziemlich genervt… sollen sie doch für mich beten, wenn sie so viel Glauben haben. Aber dass konnten sie nicht, wollten nicht oder waren sich gar nicht bewusst, wie schlecht es mir ging.
Selbst betete ich fast ununterbrochen für Heilung und erlebte Gott grundsätzlich schweigend. Es vergingen hunderte von Stunden im Gebet, bis ich merkte, dass Gott schon mit mir sprechen wollte aber nicht, wenn ich ihm vorschreibe, was er zu sagen habe. Gott machte mir klar, dass die Krankheit nicht von ihm kommt. Sie ist nicht gut. Trotzdem werde er sie nicht einfach wegnehmen. Was ich wünschte war, dass Gott mich zurücknimmt in das unbelastete Leben, welches ich vorher genoss. Und genau dazu war Gott nicht bereit. Mein Leben zurück zu spulen würde heissen ca. 1 Jahr von meinem Leben zu verwerfen und Gott will nicht eine Sekunde davon verschwenden.
Darüber war ich nicht gerade begeistert. Sagte Gott, dass ich nicht einverstanden bin, klagte ihn an fluchte ihn an, wurde richtig wütend auf Gott und auf Christen, die mir mein Leben lang erzählten, dass es einem gut geht, wenn man Gott nachfolgt. Ich folgte Gott nach aber gut ging es mir ganz bestimmt nicht. Dann realisierte ich etwas, was mich zu tief beeindruckt. Obwohl ich Gott anschrie, ihm alle Schuld gab und ihn zutiefst beleidigte, wich er nie von meiner Seite. Er blieb bei mir, lies mich nie los. Und ich merkte, dass ich diesem Gott auch nachfolgen will, wenn es mir nicht gut geht. Trotzdem ich wurde immer schwächer, hatte Mühe überhaupt noch zu denken, geschweige denn zu beten. Dann erzählte mir eine ältere Frau, dass die Israeliten im Krieg nicht ihre besten Solldaten an die Front schickten, sondern ihre Musiker. Dass Loblieder, für Gott, ihrem Sieg immer vorausgingen. So wollte auch ich Gott Loben noch bevor der Sieg über mein Leid kam aber ich konnte nicht, so bat ich den Heiligen Geist er möge doch für mich übernehmen und durch meine Stimme Gott loben und tatsächlich fing ich an, Loblieder zu singen. Lieder, die ich kannte, aber ich fühlte mich komplett passiv dabei. Es war als würde ich mir selbst zuhören. Und das – denke ich – war der erste Schritt zur Heilung. Ein paar Monate Später besuchte ich eine christliche Konferenz. Nicht ganz freiwillig, hatte was anderes vor wurde aber versetzt so entschied ich mich, anstatt gefrustet nach Hause zu gehen, an diesem Anlass teilzunehmen, obwohl er schon längst begonnen hat. Als ich ankam, sprach der Redner über Befreiung … mehr habe ich nicht mitbekommen, vielleicht sprach er von Drogen aber das war mir egal ich wollte Befreiung und betet: „Ja Herr befreie mich“. Nicht mehr, nur diese Worte und sofort spürte ich wie eine Last von mir fiel. Ich weiss bis heute nicht wer oder was mein Krafträuber war aber in diesem Moment ist er gegangen. Was nicht heisst, dass ich gleich wieder fit war. Zu lang war ich überbelastet so wusste ich, dass es Monate dauern wird, bis ich mich erholt habe aber ich wusste, dass ich mich erholen werde. Ca. 9 Monate später reiste ich mit meinem Vater nach Amerika, wo er aufgewachsen ist. Ich sah viele wichtige Lebensstationen meines Vaters, lernte ihn einiges näher kennen und freute mich auch riesig an der Natur. Und dann kam es, völlig unerwartet, ich verspürte wieder Kraft in der Freude. Eigentlich hatte ich durch die ganze Leidenszeit vieles, worüber ich mich freuen konnte, aber die Freude gab mir keine Energie mehr. Diese kam zurück – und wie. Ich musste mich bewegen wie ein Kind und tanzte die Strasse hinunter. Zudem versprach mir Gott, dass ich nie mehr in den Zustand der kraftlosen Freude fallen werde. Was mir sehr viel bedeutet. Danach vergingen vielleicht weiter 3 Monate, bis ich mich ganz erholt hatte und ich körperlich wieder voll belastbar war. Seelisch jedoch trage ich Wunden – teils bis heute. Lange klagte ich Gott an, dass er mir so viel zugemutet hat. Ich wusste, wie ich andern vergeben kann, ich wusste, wie ich mir selbst vergeben kann, aber Gott vergeben? Wie soll das gehen? Davon erzählte ich einmal einem alten Pfarrer. Er sagte kein Wort, fing an zu weinen und umarmte mich… Dabei erlebte ich innere Heilung, die vielleicht noch bedeutender war als die Körperliche.
Vorletztes Jahr traf ich mich regelmässig mit einem therapeutischen Seelsorger und konnte einige Lebenslügen und Abwehrmechanismen verlernen, die ich mir dazumal angeeignet habe. Dazu lernte ich, all meinen Frust möglichst sofort vor Gott zu bringen. Ja ich klage Gott immer noch an – sogar noch häufiger als zuvor. Heute weiss ich, dass sich Gott sogar darüber freut. Denn, wenn ich es ihm nicht vorwerfe, dann verstecke ich es vor ihm wie sich Adam und Eva versteckt haben. Wenn ich ihn aber anklage, dann wende ich mich ihm zu, und zwar mit allem, was ich bin und habe. Genau das wünscht sich Jesus.
Heute geht es mir besser als je zuvor und ich liebe Gott mehr als je zu vor.
Nur manchmal holt es mich ein z.B. Wenn ich Leid von Andern mitansehen muss und nichts dagegen tun kann. Dann bestürme ich Gott, weshalb er eigentlich nicht eine Welt schaffen konnte in der Leid schlicht unmöglich ist… Solche Gedanken habe ich z.B. Vor ein paar Wochen in einem Blog-Post verarbeitet. Mit dem Titel „Ist die Hölle wirklich schlimmer als das Leben?“

Ich halt dich in meinen Händen

HaendeAn einem Lobpreis Abend vor einigen Jahren erhob ich meine Hände, um Gott anzubeten, um ihn zu ehren. Plötzlich viel meine Aufmerksamkeit auf einen Freund der einige Meter vor mir stand und ich fragte Gott ob er mir vielleicht etwas über oder für ihn sagen möchte.
Ich bekam keine verbale Antwort doch spürte ich, dass ich ihn umarmen soll. So lief ich zu ihm hin und gab ihm eine Seiten-Umarmung. Er lies sich halten wie ein Kind. Später erzählte er in der Gruppe, dass ihn jemand während der Lobpreiszeit umarmt habe, er sich bewusst nicht umgewandt hat, gar nicht sehen wollte, wer ihn hielt, weil er es einfach von Gott her annehmen wollte. Gott, der ihm dadurch sagt: «Mein liebes Kind, ich halt dich fest.» Soweit ich weis, hat er nie erfahren, welchen Arm Gott dafür benutzt hat.

Heute war ich zu Besuch in einer Kirche. Ich freute mich einfach Gast zu sein und wurde sehr herzlich begrüsst. Jemand brachte mir Kaffe und ein Gipfeli, noch bevor der Gottesdienst begann und ich genoss es einfach vor Gott zu kommen ohne irgendwelche geistliche Verantwortung zu tragen. Als wir aufstanden, um Gott ein paar Lieder zu singen viel mir eine Frau auf. Ich verspürte einen inneren Drang, für sie zu beten. So ging ich zu ihr hinüber, um sie zu fragen für was ich beten darf. Um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, legte ich meine Hand auf ihre Schultern. Sie aber blieb regungslos.
Obwohl sie mich nie ansah, spürte ich, wie sie sich entspannte und sah, wie sich eine Träne von ihren Augen löste. So legte ich meinen Arm um sie und hielt beid ihre Schultern mit meinen Händen. Für einige Sekunden standen wir so nebeneinander vor Gott, und obwohl ich sie jetzt auch nicht mehr ansah, spürte ich jede Träne, die über ihre Wangen liefen. Mehr noch ich spürte jede Träne, die sie zurückhielt. Während mir das bewusst wurde, kam mir in den Sinn, dass ich ja für sie beten wollte, merkte aber auch gleich, dass ich weder ihr noch Gott etwas zu sagen hatte, was ich nicht bereits mit meinen Händen zum Ausdruck brachte: «Du bist kosbar, ich halte dich in meinen Händen, ich sehe alle deine Tränen, auch die, die du verschluckt hast.»

Sie weis wohl genau so wenig, mit welchen Händen Gott sie hielt, wie ich weis, worüber sie geweint hat. Das Entscheidende dabei ist: Gott weis beides!

Ich glaube, es gibt nichts Schöneres, nichts Ehrenvolleres, nichts Erfüllenderes, als die Hände, Beine, Arme und Füsse des Herrn zu sein.

Zurück in meiner Sitzreihe achtete ich erstmals auf das Lied, welches die Gemeinde gerade sang. Ich kannte es nicht aber es ging darum, dass Gott uns in seinen Armen hält.

Eine intensive Aura

Ich wurde spontan zu einer Gebetsgemeinschaft eingeladen, die mich tief bewegte. Ich war auf dem Heimweg, etwas verträumt und emotional voll auf Gott ausgerichtet, als mich ein Inder ansprach: „Du hast aber eine intensive Aura!“ Ich wusste zwar nicht genau, was er meinte, konnte mir aber gut vorstellen, dass ich etwas Spirituelles ausstrahle, immerhin fühlte ich mich mit Gott aussergewöhnlich starch verbunden

Aber was will dieser Mann von mir? Will er wissen, wo meine Aura herkommt, soll ich ihm von Gott und seiner Gnade erzählen? Übrigens strahlte auch er etwas Spirituelles aus nur ganz anders als was ich von meinem Gott kenne.

Mir war bald klar, dass er als Lehrer oder als Guru auftrat und wenig Interesse daran hatte etwas von meinem Gott zu hören. Trotzdem fragte ich Jesus ob es OK ist mit diesem Mann zu sprechen.
Vielleicht kann ja ich etwas von ihm lernen?
In einer für mich eher seltenen Deutlichkeit sagte mir Jesus, dass ich mit ihm sprechen darf, ich aber kein Kommitment mit ihm eingehen soll.

Der Inder stellte sich als Yoga Lehrer vor und zeigte mir ein Bild von Kindern in einem Weisenheim, welches er gegründet habe. Er sehe, dass ich eine starke spirituelle Autorität habe, mir aber zwei Chakras verschlossen seien. Er könne mir Helfen diese zu lösen. Er stellte mir viele scheinbar willkürliche Fragen und machte sich ständig Notizen.
Ein Stück Papier zerknitterte er zu einem kleinen Ball und gab es mir in die Hand.

„Die Sternen stehen gut für dich“, meinte er und sagte mir eine kurze aber intensive Zeit des Glücks voraus. Danach soll grosses Pech kommen. Ich stehe in Gefahr, mein Glück zu verpassen. Aber er könne mir helfen es zu ergreifen und zu behalten.
Ich warf ihm vor, dass er mit seinem Wechselspiel von positiven und negativen Versprechen, klassische Manipulation ausübe.
Überhaupt benutzte er zahlreiche Überzeugungsstechnicken.

Er begann mit Schmeicheln. Er bat mich um einen Kugelschreiber, obwohl er selbst Schreibzeug dabei hatte. Er nutzte Bilder, um den Beschützerinstinkt in mir zu wecken und präsentierte sich gleichzeitig als hochmoralisch und spirituell überlegen. Dem gegenüber zielte er auf meine Schwächen, die ich aufgrund von meinem Moral einzugestehen habe. Er weckte Interesse durch Andeutungen und betontem Verschweigen von Geheimwissen. Fragte ständig nach meiner Meinung und betonte jeweils (noch bevor ich mich fertig ausgesprochen habe), dass er gleicher Meinung sei – verdrehte meine Worte aber gleich ins Gegenteil. Er machte übertriebene Behauptungen, die er gleich wieder relativierte mit der unausgesprochenen aber spürbaren Forderung, dass ich meine Meinung ebenfalls relativiere.

Und dann kam es: Er sagte mir, er habe mir drei Vorhersagungen aufgeschrieben, auf dem Zettelchen welches ich immer noch in der Hand hielt. Er forderte von mir ein Versprechen, dass wenn wenigstens eine davon eintreffe, ich seinem Kinderheim eine Spende überweise, soviel wie es mir wert sei, es dürfe auch nur 5 Rp. sein.
Jop! Genau davon hat Jesus gesprochen als er mich gewarnt hat kein Kommitment einzugehen.
Mir war klar, dass ich damit für Wahrsagerei bezahlt hätte.

Ich fragte nach einer Homepage, damit ich mich über das Kinderheim informieren könne und falls mich ihre Arbeit überzeugt ich es auch finanziell unterstützen kann. Machte aber deutlich, dass ich mich nicht dazu verpflichten werde, auch nicht mit 5 Rp.
Eine Homepage oder weiter Informationen über das Heim wollte er mir nicht geben. So gab ich ihm den Zettel wieder zurück ohne den Inhalt gelesen zu haben und verabschiedete mich.

Ich hab diesen Yoga Lehrer durchschaut, geistlich und psychologisch und trotzdem wirkte seine Manipulation, ich konnte nicht aufhören zu denken, dass ich irgendetwas verpasst habe.
Immerhin hat er im Geist gesehen, dass ich mit Gott verbunden bin, weshalb sollte er nicht auch noch etwas anderes gesehen haben, dass mir helfen könnte?

Ich brachte mein ganzes Gedankenchaos vor Gott und fand bei ihm wieder Ruhe. Gerade weil ich mit Gott verbunden bin, gerade weil ich mich auf keine andere Spiritualität einlassen will, muss ich keine Angst haben, etwas zu verpassen.

Wenn Stricke reisen

Stricke reisen

15 Leute, 2 Hausboote, 1 Woche auf dem Lake Powell. Ein See mit tausenden langgezogenen Buchten im knallroten Gestein von Utah. Überwältigt von der schönen Natur, übersättigt von leckerem Essen, verwöhnt von den besten Margaritas und Martinis die ich je schmeckte. Ein Feuer am Ufer und gute Gespräche während es eindunkelte und wir den glasklaren Sternenhimmel bestaunten.

Und dann, einen Knall!

Ein Ankerungsseil ist gerissen.
Wenn wir anlegten, banden wir jeweils die beiden Boote zusammen und legten links und rechts einen Anker. Weil es an diesem Abend etwas mehr Wind hatte, legten wir auf der Wetterseite zwei. Zum Glück, sonst hätte es uns gekehrt und sehr wahrscheinlich gegen die Felswände geschmettert.
So schnell wir konnten, legten wir so viele Anker, wie wir irgendwie befestigen konnten und bemühten uns, alle Stricke möglichst gleichmässig zu spannen.
Das war knapp! Der Wind wurde heftiger und hielt die ganze Nacht an.
Geschlafen hab ich so wenig wie alle anderen, aber dann sah ich im Halbschlaf zwei Engel, die unsere Boote hielten.

War das Wunschdenken oder eine Vision? Ich wusste es nicht.
Zu Gott sagte ich: „Nein, das nehme ich nicht an, denn falls wir dennoch kentern, könnte ich nicht mehr an die Kraft deiner Engel glauben.“
Stattdessen suchte ich meinen Pass und mein Portmonee zusammen und legte sie neben meine Schwimmweste. Regelmässig stand ich auf und zählte: eins, zwei, … fünf … jop alle Anker liegen noch fest. Die ganze Nach hindurch hielten sie uns, oder waren es doch die beiden Engel?

Auf jeden Fall haben wir Bewahrung erlebt. Hätten wir nicht von Anfang an einen zusätzlichen Anker gelegt oder wäre der Eine nur wenig später gerissen, so hätten wir keine Möglichkeit mehr gehabt, die Boote sturmfest zu sichern.

Soeben hab ich den Zug verpasst.

ZeitEine junge Frau, vielleicht 20 Jahre alt, lief mir mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Mit verzweifeltem Gesichtsausdruck wannte sie sich, einem Mann zu, beim Vorbeigehen hörte ich, dass sie ihn nach Geld bat und ich war froh, dass sie mit ihm sprach und somit nicht mit mir. Aber da hab ich die Rechnung ohne meinen Gott gemacht. Mir wurde klar, was Gott von mir möchte. Ich wannte mich um, sie aber war schon weit weg. Ich suchte sie und enteckte sie aus der Ferne. Wie ein Wiesel raste sie von einer Person zur nächsten. Irgendwann holte ich sie ein und fragte sie, was sie braucht. Sie bat mich nach einem Franken – ich gab ihr 20.-. Sie erzählte, dass sie Fieber hat und ich fragte, ob sie einen Ort zum schlaffen habe. Ihre Augen leuchteten auf und sie erzähle wie sehr sie sich freue seit Kurzem wieder eine Unterkunft zu haben und entschuldigte sich sogleich. Sie wolle mich nicht voll quasseln. Sie fühle sich so allein und erzähle halt jedem der ihr zuhört. Erst dann schien sie zu realisieren, wie viel Geld ich ihr gegeben habe. Wollte wissen, ob das wirklich geht, und versuchte mir die 4 Franken zu geben, die sie schon hatte. Sie bedankte sich nicht direkt für das Geld aber sehr herzlich dafür, dass ich sie angesprochen habe. Ich verabschiedete mich ziemlich knapp und rannte auf den Zug, welcher ich dann doch verpasst habe.
Jetzt wurde mir klar: Die 2 Minuten Aufmerksamkeit, die ich ihr gegeben habe, waren ihr mehr wert als die 20.- Franken.

Wieso – frage ich mich – sitze ich auf diesem Perron, wenn ich genau so gut mit dieser verzweifelten Frau sprechen könnte? Aber dafür ist es jetzt zu spät, der Zug kommt, ich steig ein und danke Gott, dass er mein Herz bewegt.

Fasten

Vor Ostern hab ich 15 Tage gefastet. Das war soweit die längste Zeit, in der ich gar keine Nahrung zu mir nahm. Es ist mir anfangs schwerer gefallen als erwarte und doch fragte ich mich immer wieder, wieso ich das nicht häufiger tue. Geistlich klar und zwischenmenschlich sensibel hab ich fast sämtliche Begegnungen mit anderen Menschen aussergewöhnlich positiv erlebt. Auch das Fastenbrechen war äusserst speziell – noch nie hat ein Apfel oder Kartoffeln sooooo gut geschmeckt; den reinsten Lobpreis.

God is in a good mood

Zurück von der USA, überwältigt von zahlreichen Eindrücken, die Schönheit der Natur in Zion und das Lichtspiel der Sonne über millionen von Sandstein-Türmchen in Bryce-Canyon, die Grand-Canyon die dem Begriff „Gross“ ganz neue Dimensionen gibt. Aber nicht nur in der Natur selbst in Las Vegas, welches nicht umsonst, den Spielplatz des Teufels genannt wird, erlebten wir Gottes Herrlichkeit, wir besuchten fünf Kirchen und durften für zahlreiche Leute beten.

Im Ganzen erlebte ich 13 verschiede Kirchen.
Ein Prediger beginnt mit einer Aussage seiner 3 jährigen Tochter.
„Wie war dein genialer Tag, Papa?“
Danach erzählt er wie er zu Kindern in einem Lager reden wollte aber erst am dritten Tag dazu kam, weil die Kinder nicht aufhörten, sich gegenseitig und ihm, die Grösse Gottes zu bezeugen.
Ca. 60 Menschen, aus allen Altersklassen, liessen sich taufen. Ein 10 jähriger Junge bezeugte vor rund 3’000 Menschen, dass er sich taufen lassen werde, weil er mit Gottes Hilfe die Welt verändern will. Ein 4 jähriges Mädchen erklärt: „Ich kenne Gott, seit ich im Bauch meiner Mutter war, ich lasse mich taufen, weil ich ihn noch besser kennenlernen möchte.

An der Wand, in einer Sonntagsschule, stand in grossen Buchstaben: „God is in a good mood“ (Gott hat gute Laune).

Ich beobachte die Kinder wie sie hemmungslos vor Gott Tanzen, um ihrer Freude an ihm Ausdruck zu geben. Tränen liefen mir über die Augen und ich dachte: „Wenn Gott Gefühle kennt und das tut er, und wenn er hier willkommen ist und das ist er. Wie sollte er dann nicht gute Laune haben.

Auch hier in der Schweiz darf ich von Kindern lernen.

Eine Mutter erzähle mir, wie ihr Sohn, sich die Zunge aufgeschnitten hat und heftig aus dem Mund blutete, seine Schwester sei umgehend auf den Balkon gerannt. Als die Blutung plötzlich stoppte, rief sie ihre Tochter wieder zurück. Es sei alles gut. Die Antwort des Mädchens: „Ich weiss, ich habe soeben Gott gebeten, dass er meinen Bruder heilt“.

Ein anderes Mädchen, welches ebenfalls zu mir in die Sonntagschule kommt, fragte ich, was sie einmal werden möchte. Sie schaute mich mit grossen Augen an als wollte sie sich vergewissern, ob ich die Antwort wirklich nicht kenne. Dann erklärte sie fröhlich: „Eifach öber wo Gott kännt“.
Heute erzählte mir ihre Mutter, was für ein Vorbild die Kleine für sie sei. Wenn es ihr schlecht geht, betet sie, singt Lieder zu Gott und lässt sich so von Gottes Laune anstecken.

Lässt du dich anstecken?

Sooo unvernünftig!

„Hey, als du in der Schule ausgelacht wurdest, hast du jemals daran gedacht dich umzubringen?“

Ich wahr 16 Jahre alt in einem Lager mit ca. 80 Teenagers. Viele davon kannte ich gut aber mit diesem kleinen Mädchen habe ich noch nie gesprochen, ich wusste nicht mal ihren Namen. Als sie mich angesprochen hat, fragt sie bereits im ersten Satz, ob ich suizidgefährdet bin. Und woher bitte weiss sie, dass ich in der Schule gemobbt wurde? Das war einmal jetzt geht’s mir gut. „Ne so schlimm war es nie. Sicherlich hab ich mir schon Gedanken über Selbstmord gemacht. Daran gedacht hat wahrscheinlich jeder schon mal aber es ernsthaft in Erwägung gezogenen? Ne, das habe ich nie.“ Sie: „Ich habe meinen Eltern bereis einen Brief – einen Abschiedsbrief geschrieben.“

Sie merkte, dass sie mich überforderte gab, aber nicht auf und ging gleich auf die nächste Person zu, welche ihr vielleicht helfen könnte und zur übernächsten und zur überübernächsten.

Von meinen Erfahrungen mit Mobbing hörte sie übrigens von mir selbst. Ich wollte in einer Anbetungszeit von Gottes Grösse zeugen, doch aus Verlegenheit fand ich keine Worte. Ich stammelte irgendwelches — aus meiner Sicht — wirres Zeugs, vor mich hin, bis ich aufgab und beschämt das Mikrophon hinlegte. Ich hatte keine Ahnung, dass Gott mich dabei brauchte, um ein kraftvolles Zeugnis über seine Liebe in Bedrängnis abzulegen. Ein Zeugnis aus meinem Leben, welches alle hörten, nur ich selbst hab nichts davon mitbekommen.

Mirjam, inzwischen fand ich heraus, wie sie heisst, hatte neben ihren soziale Schwierigkeiten auch körperliche Gebrechen, Komplikationen mit Rücken, Gelenke und Atmung. Wir gingen auf eine zweitägige Wanderung. Einige versuchten ihr auszureden, mitzukommen. Dafür hatte sie kein Gehör.

An einer steilen Stelle der Wanderung hörte sie plötzlich auf, zu sprechen. Mirjam war so muksmäuschenstill, dass wir uns Sorgen machten. Doch so sehr wir sie auch bestürmten, sie lief einfach schweigend weiter. Bis sie zusammenbrach. Erstaunlich schnell erholte sie sich wieder. Eine Leiterin schlug vor, sie solle sich an einem Rucksack von jemandem festhalten, und sich ziehen lassen.

Auch davon wollte sie nichts wissen. Ich machte ihr zwar klar, dass ich gerne Zugesel spielen würde, wollte sie aber nicht weiter bedrängen. Kurz darauf fand diese Leiterin, dass sich die Bändel meines Rucksackes hervorragend eigenen um sich daran festzuhalten und lies sich fröhlich, lachend von mir ziehen, ein weiteres Mädchen stellte fest, dass ich ja zwei solche Bändel habe und so zog ich gleich zwei Junge Frauen den Berg hinauf. Es funktionierte, als Mirjam sah, dass sie nicht die Einzige sein wird, die sich ziehen lässt, lies sie sich von einem grösseren Mädchen helfen.

An diesem Abend sass ich etwas deprimiert auf einer Mauer, in den vergangenen Tagen hatte ich einiges erlebt, das mich beschäftigte, so ruhte ich mich in der Gegenwart Gottes aus und sang Lobpreislieder.

Mirjam setzte sich zu mir und fragte, wieso ich immer so gut drauf sei. Ich war erstaunt und wollte wissen, wie sie darauf kommt, worauf sie bemerkte, dass ich so oft Lieder singe. Ich erklärte ihr, dass ich gerade deshalb lobsinge, das ich mich eigentlich nicht gut fühle, es mir aber wohler ist, wenn ich Gott loben kann.

Sie sass noch eine Weile schweigend neben mir und ich sang leise weiter. Dann ging sie auf jemand anderes zu der hat mal etwas über Vergebung gesagt. Von ihm wollte sie lernen und fragte ihn aus.

Ich war beeindruckt von ihr. Sie suchte Hilfe, wo sie nur konnte, sie lies nicht locker und sie bekam Hilfe. Ein Jahr später vernahm ich, dass sie Klassensprecherin geworden ist von derselben Klasse, die sie beinah in den Tod getrieben hat.

Die Wanderung ging weiter und begann gleich am Anfang mit einem langen konstanten Anstieg.

Ich sah Mirjam mit einer Freundin weit hinter uns. Da wir kurz davor standen Sichtkontakt zu verlieren lief ich zurück und machte ihnen nicht unfreundlich aber deutlich klar, dass sie aufholen müssen. Sie, etwas vor den Kopf gestossen, entschuldigten sich, dass sie ja wollen aber nicht können.

War ich zu arrogant? Ich war ja nur ein anderer Teenager. Hatte ich das Recht, so mit ihnen zu reden? Ich lies mich nicht beirren und forderte die Beiden auf, mir ihre Rucksäcke zu geben.

Da ich ihre Sachen hatte, blieb ich in ihrer Nähe. Bald darauf, immer noch weit hinter den Anderen kam Mirjam auf die Idee, Loblieder zu singen. Ich war entsetzt, was hab ich da nur angestellt. Da ist sie mit Kreislaufprobelehmen am Wandern und jetzt will sie, wegen meinem Zeugnis, auch noch singen!? Soo unvernünftig. Oder? Gott lehrte mich eines Besseren. Die nächsten sechs Stunden verbrachten wir drei im lauten Worship, wir marschierten fröhlich vor Gott, denn anderen voraus.

Bitte niemals um eine (Neu-) Erfüllung im Geist, wenn du in einer Bibliothek bist.

Als charismatisch erzogener Christ hatte ich zwar schon lange Heilsgewissheit, hinterfragte mich aber manchmal, ob ich etwas an göttlicher Kraft verpasse, weil ich mich an keine typische Geistestaufe erinnern kann. In pfingstlichen Kreisen wird das erfüllt sein im Geist auffallend oft mit der Zungenrede in Verbindung gebracht. Ich verfüge nicht frei über die Glossolalie. Dies verstärkte meine Verunsicherung.

Das Buch „Geist Gottes – Quelle des Lebens: Grundlage einer missionalen Pneumatologie“, las ich mit grossem Interesse. Irgendwie überzeugte mich der Autor Heinrich Christian Rust, dass seine Lehre gut fundiert ist und nicht verblendet von abstrakter Theorie oder ungeprüften Erfahrungen.

Etwa in der Mitte des Buches erklärt er, dass der Geistempfang wie auch der Glaube, die Busse und die Wassertaufe, eine christliche Grunderfahrung ist (s.:154). Dass diese Erfahrungen nicht immer gleichzeitig erlebt werden und auch nicht immer in der gleichen Reihenfolge. Von sich selbst erzählt er, dass er sich an mehrere Zeiten erinnern kann, an denen er den Geist mindestens so intensiv erlebt hat wie bei seiner ersten Taufe im Heiligen Geist (s.:174).

Darauf bat ich den Heiligen Geist, mich neu zu erfüllen.

Ich fühlte mich als würde mir der Geist einen fragenden Blick zuwerfen, bevor er seinen Spass mit mir triebe.
Dann realisierte ich, dass ich in einer Bibliothek war, wo ich zur absoluten Stille verpflichtet bin.
Gar nicht so einfach, wenn dir der Geist einwenig Saft einspritzt.

Ich stand sofort auf mit einem rissigen Grinsen auf dem Gesicht den Lippen fest zusammen gepresst. Fest entschlossen in der Bibliothek nicht zu lachen, zottelte ich bauchgekrümmt hinaus nur, um lautlachend die Strasse rauf und runter zu laufen.

Danke Gott, das hat gut getan.

Es hat nicht geholfen! – Er hat doch geholfen!

Aber ich… ich mag eifach nöd.

Es begann mit einer Grippe. Schlaflose Nächte folgten. Andauerndes Seitenstechen und Verkrampfung im Brustkasten, Schwachheit als hätte ich seit Wochen nichts gegessen, sowie Schwindel und Konzentrationsstörungen plagten mich so stark, dass eine Telefonnummer einzutippen oder Messer und Gabel in den Händen zu halten mich manchmal überforderten. Und doch funktionierte ich weiter. Zwei Jahre lang lebte ich fast passiv. Ich war so schwach, dass ich meine Augen bei jeder Gelegenheit schloss. Beim Gehen blinzelte ich nur alle zwei oder drei Meter auf. Kein Arzt konnte mir erklären, was mir fehlt. Ich konnte mir nicht erklären, wieso Gott so etwas zulässt.

Nöd us eigner Chraft.

Ich schrie zu Gott, war wütend auf Ihn und klagte Ihn an. Jedoch spürte ich, dass Gott nie von meiner Seite wich, auch dann nicht, wenn ich Ihn aufs Übelste beleidigte. All meine Stärken hatten mich verlassen, ich hatte nichts mehr worauf ich mich verlassen konnte – nur Gott war immer noch da! Vor meiner Krankheit hatte ich ein ziemlich grosses Selbstvertrauen. Trotzdem wusste ich nie, ob ich genüge. Jetzt weiss ich, dass selbst wenn ich an mein Limit komme, werde ich niemals verloren sein. Diese Sicherheit ist mir mehr wert als Gesundheit.  Gott sei Dank darf ich heute beides geniessen. Falls du von irgendeiner Angst geplagt wirst, möchte ich dir Mut machen, Gott kennenzulernen. Er wird dir Sicherheit geben, die sogar über dieses Leben hinausgeht.

Es geht mir schlecht!

Seit längerer Zeit bin ich massiv geschwächt in meiner ganzer Existenz. Sichtbar und benennbar sind meine körperliche Kraft und meine emotionale Schwäche, doch mein ganzes Sein ist am Boden. Ganz anders als früher.
Ich verbringe viel Zeit mit Gott, kann auch gar nicht anders. Ich bin so abhängig und unfähig selbständig zu sein, so ganz gegen meine Gewohnheit. (Es gab Zeiten da habe ich mir gewünscht mehr von Gott abhängig zu sein).

Es geht viel, ich setzte mich mit vielem auseinander, lerne viel, Gott ist mich am verändern ich komme vorwärts auf seinem Weg. Mit meinem Verstand weiss ich, dass dies gut ist, aber – ich will nicht mehr. Mir Gehts schlecht, ich sitze im Dreck und sehne mich nach Normalität nach dem starken selbstbewussten Benjamin, den ich einmal war.

Da ich über länger Zeit auch nicht mehr arbeiten konnte und auch nicht mehr in meiner Jugi(Jugendhauskreis) wahr freute ich mich letzte Woche wieder in die Jugi gehen zu können. Ich erhoffte mir so richtig auftanken zu können, Gemeinschaft zu haben mit meinem Freunden, mit ihnen das Abendmal einzunehmen, ein bisschen zurück zu kommen zu dem, was ich mein Daheim nenne. Aber ich fühlte mich nicht daheim, wir sprachen über das Gebot der Liebe in Johanes 15.9 , darüber ob uns das ermutig oder eher herausfordert. Ich konnte es nicht sagen es war herausfordernd aber warum? Ich fühlte mich wie, wenn über frisches Wasser geschwärmt wird und ich am verdursten bin.

Ich musste früher nach Hause gehen, weil ich nicht genügend, Energie habe, um am Abend aufzubleiben so ging ich etwas frustriert ohne das Abendmahl einzunehmen. Ich sprach mit Gott und sagte ihm, dass ich in meinem (neuen) Zustand vielleicht nicht mehr Liebe verdient hätte, aber dass ich ganz einfach mehr brauche! Ich fing an zu weinen und schrie zu Gott, klagte ihn an, erklärte, dass ich das nicht will, dass obwohl er mir viel gibt, ich am Verhungern bin. Dass ich so stark hungere, dass ich mir nicht sicher bin, ob mir Satans Alternativen nicht lieber währen. Ich weiss was er mir bietet ist wie Heroin, es sättigt mich nicht auch stärkt es mich nicht wie das Brot Gottes, sondern es zerstört mich, aber wenn ich mich dafür entscheide, würde ich nicht zu wenig bekommen und wenigstens würde es meinen Hunger abtöten. Zu verhungern scheint mir durchaus angenehmer, als zu hungern.
Wen ich physisch so stark am Hungern wäre, hätte ich wohl kaum ein schlechtes Gewissen zu Heroin zu greifen oder zu Morphium, wenn ich extreme Schmerzen verspüre.

So sprach ich mit Gott und wusste, dass er mir zuhörte, er hat mich an gute Predigten erinnert, mich weiter gebracht auf seinem Weg. Er lehrte mich und das ist Gut, denn es ist von Gott. Aber… Ich sagte ihm auch klar, er solle sich einen anderen suchen für seine Lektionen. Ich will nicht mehr!
Im Bett betete ich das Vaterunser mit starker Betonung auf: „Unser tägliches Brot gib uns heute!“
kaum wahr ich fertig klopfte ein Freund an meine Tür, er sah, dass mein Licht noch an war, und brachte mir das Abendmahl.

Halleluja